Tarifverhandlungen

Tarifbarometer zeigt heißen Herbst

Arbeiter mit Megafon
Arbeiter mit Megafon © CCO

_ Luftfahrt und Logistik haben den Tarifsommer dominiert. Ums Cockpit der Lufthansa wurde bis Redaktionsschluss in Last Minute-Gesprächen mit VC noch gerungen, um drohende Pilotenstreiks zu verhindern. Aber auch im Herbst schlägt das Tarifbarometer nach oben aus.

Die nächsten Runden im Würgegriff von Pandemie, Inflation und Energiekrise haben es in sich. Noch sehr vage geht es bisher in den Gesprächen des Öffentlichen Dienstes für den Bund und die Kommunen zu, wo Ver.di für 2,3 Mio. Beschäftigte verhandeln wird. Erst am 11.10. will die Gewerkschaft ihre Forderungen beschließen. Hoch im Kurs dürften tabellenwirksame Lohnerhöhungen stehen. Um diese geht es auch maßgeblich in den heißen Herbst-Gefechten der Metaller und der Chemie.

Letztere hatte bereits im Frühjahr verhandelt, die Tarifrunde wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs dann aber auf Herbst verschoben. Die Brücke waren Einmalzahlungen von 1 400 Euro, die den Chemie-Beschäftigten finanzielle Erleichterung für sieben Monate brachten. In Runde drei werden am 17./18.10. in Wiesbaden die Gespräche um einen Tarifabschluss fortgesetzt. IGBCE wird darin weiter um dauerhafte Lohnerhöhungen oberhalb der Inflation (frisch 7,9%) kämpfen, Sozialpartner BAVC derweil an Einmalzahlungen festhalten. „Was im April richtig war, ist im Herbst erst recht richtig“, hören wir beim Arbeitgeberverband.

Als energieintensive Branche hängt die Chemie stark am Gas (auch Rohstoff). Der BAVC beobachtet erste Anlagenstilllegungen bei den Mitgliedern, weil die hohen Gaspreise durchschlagen. Fast drei Viertel der Branche rechnet im ifo-Geschäftklima mit Gewinnrückgängen. Um Wohlstand gehe es nicht mehr. „Wer die Last am stärksten tragen muss, ist die Frage“, sagt uns ein BAVC-Sprecher.

Darum dreht es sich auch in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie, die Mitte September landesweit startet. Die IG Metall hat mit ihrer 8%-Lohnforderung bereits mächtig Staub aufgewirbelt. Als realitätsfern bezeichnete etwa Südwestmetall-Chef Joachim Schulz die Lohn-Träume der Gewerkschaft. Sie verkenne die äußerst schwierige wirtschaftliche Situation, in der sich viele Firmen befänden, heißt es bei den Betrieben im Ländle. Einerseits fehle es ihnen an Produktion und damit Umsatz, andererseits müssten sie massive Kostensteigerungen schultern. „Das zehrt an der finanziellen Basis“, erklärt uns ein Verbandssprecher. Gebraucht werde „eine Tarifpolitik mit Maß und Chancen“, die keine dauerhaften Belastungen schaffe, sondern Spielraum für Zukunftsinvestitionen lasse. Südwestmetall warnt zudem vor einer Einheitslösung. Sie berge die Gefahr, viele Firmen zu überfordern.

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