Zentralbank

Schnabel warnt vor schnellen Zinssenkungen

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main
Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main © CC0

_ Die einflussreiche EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat sich in einem Freitag veröffentlichten Interview mit der „ARD“ gegen schnelle Zinssenkungen ausgesprochen und auf die Gefahr von Rückschlägen im Kampf gegen Inflation hingewiesen.

„Ich möchte davor warnen, in zu schnellen Schritten voranzugehen,“ sagte sie. „Denn es besteht die Gefahr, dass man die Zinsen zu schnell senken könnte.“ Dies müsse auf jeden Fall vermieden werden.

Der Weg zurück zur Preisstabilität sei „holprig“. Laut Schnabel ist ein „Teil der Inflation sehr hartnäckig“, insbesondere bei den Dienstleistungen. Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel betonte, dass er zwar mit einer Zinssenkung im Juni rechne, daraus aber kein Autopilot abgeleitet werden könne. Die Äußerungen passen zu den jüngsten Daten. Am Donnerstag hatte die EZB vermeldet, dass die Tariflöhne im ersten Quartal um 4,7% ggü. dem Vorjahr gestiegen waren – und damit stärker als erwartet.

Mehrere Banken passten zuletzt ihre Zinsprognosen an und gehen nun von weniger Zinssenkungen im Euro-Raum aus. Am Freitag zum Beispiel die Danske Bank. Sie rechnet nun nur noch mit zwei statt drei Zinssenkungen in diesem Jahr, im Juni und Dezember. Der EZB-Experte der Bank, Piet Christiansen, begründete die veränderte Einschätzung auch mit den zuletzt besseren Konjunktursignalen. So war das Wachstum stärker ausgefallen und die Stimmungsindikatoren haben sich aufgehellt. Dies hat laut Christiansen zur Folge, dass die EZB nun abwarten kann, bevor sie die Zinsen mehrfach hintereinander senkt. Die meisten Volkswirte sind sich einig, dass sie für Juli mit einer Zinspause rechnen, wie dies Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann im PLATOW-Interview bereits angedeutet hat (s. PLATOW v. 30.4.).

Noch stärker als bei der EZB haben Experten ihre Erwartungen bei der US-Notenbank Fed runtergeschraubt. Ebenfalls am Freitag reduzierte die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Prognose. Sie rechnet dort erst im September mit der ersten Zinssenkung, nachdem sie dies zuvor noch für Juli erwartet hatte. Laut dem Fed-Watch-Tool der größten US-Terminbörse CME erwartet die Mehrheit der Investoren dort nur eine einzige Zinssenkung 2024. In den USA hat sich die Wirtschaft stärker entwickelt als die meisten Ökonomen erwartet hatten, daher gilt ein weiterer Rückgang der Inflation dort als noch unsicherer als im Euro-Raum. jam

{{ name }} Chart
{{ name }} Aktie auf wallstreet:online

ARTIKEL DIESER AUSGABE

Versicherungen | 24. Mai 2024

Allianz und die Angst vorm Staat

„Die größte Herausforderung für die Assekuranz besteht darin, ihre Bedeutung gegenüber einem immer stärker eingreifenden Staat zu verteidigen“, schreibt die Allianz in ihrem „Global... mehr

Landesbank | 24. Mai 2024

LBBW will ESG-Berater werden

Bei der LBBW ist man dieser Tage mächtig stolz. Als erstes Geldhaus, so teilt es die Landesbank Baden-Württemberg mit, habe sie ein ESG-Dashboard entwickelt. mehr