Hochtief – Reif für Abertis-Kampf

Eigentlich wollte Marcelino Fernández Verdes lieber über das prächtige Gj. 2017 seines deutschen Baukonzerns Hochtief unter spanischer ACS-Rigide sprechen. Doch die Gerüchteküche um das Abertis-Bietgefecht mit der italienischen Atlantia zog auch auf der Bilanz-PK sämtliches Interesse auf sich. Der satte Gewinnsprung um 25% auf 452 Mio. Euro rückte da ebenso in den Hintergrund, wie die Perspektive, den Erfolgskurs mit einer avisierten Gewinnspanne von 470 Mio. bis 520 Mio. Euro auch 2018 fortzusetzen. Anstatt beim Rekordauftragsbestand von 44,6 Mrd. Euro (Vj.: +4%) oder der prall gefüllten Deal-Pipeline von fast 500 Mrd. Euro mehr ins Detail zu gehen, gierte alles nur nach einem Update, wie es mit dem spanischen Autobahnbetreiber weiter geht. Erst am Montag hatte Hochtief angekündigt, das Angebot von 18,6 Mrd. Euro um 40 Cent je Aktie zu senken, sollte Abertis eine zweite Dividende ausschütten.

Und so wand sich der vom Mutterkonzern ACS nach Essen entsandte Manager im Kreuzverhör wie ein Fisch auf dem Trockenen, um ja nicht zu viel über den Kampf mit Familie Benetton preiszugeben. Offiziell, weil die spanische Regierung bei Abertis ganz genau hinschaue, wie die erneute Prüfung des italienischen Gebots gezeigt habe (s.  PLATOW Börse v. 17.1.). Doch hinter Verdes‘ Zurückhaltung steckt auch knallhartes Kalkül, das er mit dem Kommentar, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen, zu kaschieren versuchte. Denn flattert bald das OK der Madrider Börsenaufsicht ins Haus, woran der CEO keinen Zweifel hegt, geht es in die heiße Phase. Mit offenen Karten spielen ist also passé – nicht aber mit wohlplatziertem Muskelspiel. Hierzu reichte ein kleiner Verweis am Rande auf die mit 1,3 Mrd. Euro (+80%) randvoll gefüllte Kriegskasse, die das Ringen um Abertis sowie eine kräftige Dividendenerhöhung um 30% auf 3,38 Euro je Schein locker zulasse. Hochtief gehe es um Wertsteigerung für die Aktionäre, beteuert Verdes. Dass damit v. a. die spanische Mutter glücklich gemacht wird, ließ er dabei geflissentlich aus. Aber es ist ja kein Geheimnis, dass die deutsche Cashcow ACS zu gehorchen hat. Noch ist offen, wie viel sie diese Gefolgschaft bei Abertis kosten wird. Bislang hält der Hochtief-Lenker standhaft an seiner Offerte fest.

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