Automobilzulieferer

Aus-Scheider bei ZF

ZF-Gebäude
ZF-Gebäude © ZF Friedrichshafen AG

_ Was Wolf-Henning Scheider vielleicht noch zu seinem baldigen Abschied als Vorstandschef von ZF Friedrichshafen gesagt hätte, verstand zum Ende der Bilanz-PK akustisch niemand mehr. Während der altgediente Automotive-Manager (Ex-Bosch/Mahle) Fragen zur ZF-Strategie beantworten wollte, hörten die versammelten Journalisten vor allem einen Kollegen mit ‚heißem‘ PC-Mikrofon, der sich lautstark parallel am Telefon bei seiner Autowerkstatt beschwerte. 

Nun grübelt die Branche, warum Scheider überraschend ankündigte, seinen Vertrag Anfang 2023 auslaufen zu lassen und stattdessen einen noch namenlosen Posten außerhalb des Automobilsektors anzutreten. Braucht er eine neue Herausforderung nach dem Zukauf und der fast abgeschlossenen Integration des Lkw-Bremsenspezialisten Wabco – dem großen Expansionsschritt, an dem sein Amtsvorgänger Stefan Sommer 2017 noch gescheitert war? Oder wird die Transformation in Richtung E-Autos und vernetzter Mobilität doch mühsamer als gedacht? Aktuell investiert der Konzern hier kräftig, der Umsatz der E-Antriebstechniksparte legte um 19,4% zu und steht inzwischen für ein Viertel des ZF-Geschäfts.

Die letzte Jahresbilanz, die Scheider selbst präsentieren durfte, fiel in jedem Fall positiv aus. Von dem 17,5%-Umsatzplus bleiben immer noch rund 14% übrig, wenn man den Wabco-Effekt abzieht, rechnete CFO Konstantin Sauer vor; hätte man im 2. Hj. genügend Halbleiter einkaufen können, wären zu den 38,3 Mrd. Euro Gesamtumsatz sogar noch 2,7 Mrd. Euro hinzugekommen. So nimmt sich die Nummer zwei im deutschen Autozuliefergeschäft (hinter Bosch) die 40-Mrd.-Marke für das laufende Jahr vor, die EBIT-Marge soll wie 2021 bei rund 5% liegen. Allzu stark relativieren mochten die Vorstände den Ausblick nicht, allen Unsicherheiten zum Trotz. Das mögliche Ende des Russlandgeschäfts, wo ZF zuletzt mit 600 Mitarbeitern rund 2% des Umsatzes erwirtschaftete, ist ohnehin weniger kritisch als die Lieferkettenthematik insgesamt, bei der Scheider frühestens ab Jahresmitte mit einer Entspannung rechnet.

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