Kerosin und Streiks verhageln Airlines die Hochsaison
Viele große Airlines hat Europas Luftfahrt nicht mehr. Neben Lufthansa, Ryanair, IAG und Air France-KLM gibt es keine Big Player mit Passagieren von mehr als 100 Mio. pro Jahr. Weniger Druck herrscht in der Branche dadurch nicht. Rasantes Wachstum und Preiskämpfe belasten auch die Dickschiffe. Ein Chaossommer wie 2018, geprägt von Flugausfällen, Verspätungen und Streiks, scheint zwar auszubleiben. Doch die sommerliche Hochsaison ist erneut ein Kraftakt für Europas Fluggesellschaften.
So kann sich Air France-KLM an dem Zuwachs bei Passagieren und Umsatz (7,7 Mrd. Euro) von jeweils 2% nicht erfreuen, sorgten die niedrigen Ticketpreise und die um 10% gestiegenen Kerosinkosten doch für eine Halbierung des Nettogewinns auf 366 Mio. Euro. Einfacher wird das restliche Jahr nicht. Bis Jahresende rechnet Air France-KLM mit 600 Mio. Euro mehr Treibstoffkosten, auf dann 5,5 Mrd. Euro. Bei IAG kamen noch 155 Mio. Euro durch Streiks verursachte Sonderkosten hinzu. Doch die Airline-Gruppe, darunter British Airways und Iberia, steckte das teurere Kerosin besser weg. Der Überschuss von 1 Mrd. Euro blieb verkraftbare 8% unter dem Vj.. Ungesundes Wachstum ist auch für IAG-Chef Willie Walsh nicht mehr oberste Prämisse. Die Passagierzahlen stiegen wie bei Air France-KLM um moderate 3%, der Umsatz legte 2% auf 7,3 Mrd. Euro zu.
Die Rivalen Ryanair und Lufthansa legen kommende Woche Zahlen vor. Auch hier wird der teure Rohstoff zu Buche schlagen. Schon im Frühsommer-Quartal bis Juni musste Ryanair einen Gewinneinbruch ausweisen. Der Low-Coster heizt mit immer neuen Dumping-Angeboten den Preiskampf an. Zuletzt senkte Ryanair die Ticketpreise um satte 6%, was für reges Passagierwachstum sorgte, unterm Strich aber nicht mehr abzufedern ist. Lufthansa dürfte im rauen Markt besser wegkommen. Trotz der schwächelnden Tochter Eurowings ist die Lufthansa-Familie operativ stark aufgestellt und tüftelt offenbar erneut an einem Expansionsschritt. So soll der Kranich, wie bereits vermutet, zu Investitionen von bis zu 200 Mio. Euro in die insolvente Alitalia bereit sein, wie es aus Konzernkreisen heißt. Lufthansa versucht schon lange, den wichtigen italienischen Markt auszubauen. Eine Kooperation mit der heimischen Nationalairline wäre ein probates Mittel.
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