Stahlkocher am Scheideweg

Diesen Freitag (1.2.) treffen IG Metall und der Arbeitgeberverband Stahl zur dritten Tarifverhandlung für die 72 000 westdeutschen Stahlarbeiter zusammen. Waren die ersten beiden Runden noch von den üblichen Blockade-Gesten geprägt, steht mit der zu Mitternacht ausgelaufenen Friedenspflicht diesmal wesentlich mehr auf dem Spiel. Schon um 0 Uhr früh hatte die Gewerkschaft ihre Schäfchen zu einer Nachtaktion in Duisburg-Wanheim gerufen, um die neuen Freiheiten im Arbeitskampf gebührend einzuläuten. Wie beeindruckt sich die Unternehmen von der Drohkulisse „Warnstreik“ jetzt zeigen, wird denn auch entscheiden, wie es zeitnah weitergeht. Einzig ein passables Angebot kann die motivierten Stahlkocher noch im Zaum halten. Doch damit rechnet eigentlich niemand.

Nach außen wahren Gewerkschaft und Arbeitgeber noch das traditionell sehr konstruktive Miteinander, doch hinter den Kulissen laufen, wie wir hören, die Vorbereitungen für Plan B auf Hochtouren. Schon die am Samstag tagende Tarifkommission könnte den Startschuss für die ersten Ausstände in der kommenden Woche geben. Für eine rasche Truppenmobilisierung sorgt bei den Stahlkochern der extrem hohe Organisationsgrad von fast 90%. Diese Rückendeckung macht Verhandlungsführer Knut Giesler auch so unberechenbar für die Arbeitgeber. Weitreichende Zugeständnisse sollte niemand vom IG Metaller erwarten. Zumal ihm auch die parallel verhandelnden Stahlkumpel im Osten genau auf die Finger schauen. Der Druck auf den Quasi-Pilotabschluss steigt damit auf beiden Seiten und eine Entspannung ist nicht in Sicht.

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