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EZB-Ratsmitglied drängt auf Zinspause im Juli

Gouverner der Oesterreichischen Nationalbank Robert Holzmann
Gouverner der Oesterreichischen Nationalbank Robert Holzmann © OeNB

Die Europäischen Zentralbank (EZB) sollte laut dem österreichischen Notenbankchef Robert Holzmann nach einer möglichen Zinssenkung im Juni eine Zinspause einlegen.

„Im Juli haben wir keine neuen Informationen, daher würde ich von einem weiteren Schritt absehen. Ich sehe keinen Grund, warum wir gleich zwei Schritte hintereinander setzen sollten,“ sagte der strenge Verfechter einer straffen Geldpolitik im Interview mit dem PLATOW-Brief. Auch darüber hinaus sieht er „keinen Automatismus“. Wenn die Entwicklung so weitergehe wie bisher, könne er sich nach Juni noch eine oder zwei Senkungen 2024 vorstellen.

Holzmann ließ offen, ob er für eine Zinssenkung im Juni plädieren wird. „Wenn es keine sichtbare Klebrigkeit der Inflation gibt, würde ich das unterstützen.“ Das EZB-Ratsmitglied sieht Argumente bei der Geldpolitik weicher zu werden, aber auch einige Risiken. Das zentrale Argument etwas weicher zu werden, ist aus seiner Sicht die schwache Wirtschaftsdynamik im Euro-Raum, die „viel, viel geringer“ sei als in den USA. „Das führt dazu, dass Unternehmer in Europa weniger Möglichkeiten haben, Preiserhöhungen durchzusetzen.“ Auf der anderen Seite verwies Holzmann auf geopolitische Risiken. „Meine Befürchtung ist, dass ein Tanker in der Straße von Hormus angeschossen wird oder es gar zu dauerhaften Kämpfen zwischen Israel und Iran kommt.“ Dies könne zu einer längeren Erhöhung der Ölpreise führen. „Das wäre ein Grund, unsere Inflationsprognose wieder in Frage zu stellen.“ Zudem sieht Holzmann Risiken, falls die EZB zu stark von der Geldpolitik der US-Notenbank Fed abweichen sollte.

Den von Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel ins Spiel gebrachten Vorschlag, dass die EZB künftig ähnlich wie die US-Notenbank Fed Zinsprognosen (dot plots) veröffentlichen könnte, hält Holzmann für „eine diskussionswerte Idee“. Er habe schon zu Beginn seiner Amtszeit eine Debatte angeregt, wie die EZB besser kommunizieren könne. „Es gibt immer noch ein hohes Maß an Intransparenz, und das ist nie gut.“ Mögliche dot plots müssten aber mit entsprechender Kommunikation begleitet werden, sonst bestehe die Gefahr, dass sich die EZB dadurch im Voraus zu stark auf einen bestimmten geldpolitischen Kurs festlege. „Nur dot plots einzuführen, geht aus meiner Sicht nicht. Ich denke aber, das war auch nicht gemeint.“ Eine weitere Variante sieht Holzmann darin, bei wichtigen Entscheidungen formell abzustimmen. Dabei sollten Ratsmitglieder, die gegen einen Beschluss sind, die Pflicht bekommen, ihren Standpunkt in einem Statement zu erklären. jam

Das vollständige Interview mit Robert Holzmann finden Sie hier.

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