M&A-Konjunktur lässt deutlich nach
Dass der Ukraine-Krieg die Unternehmenskauf- und -verkaufsaktivitäten besonders stark bremsen würde, war früh klar. So zeichnete sich auch im März allmählich ab (s. PLATOW v. 23.3.), dass die M&A-Statistik – anders als zu Beginn der Corona-Pandemie – keine schmale, tiefe Kerbe, sondern den Abstieg auf ein anhaltend niedriges Niveau zeigen würde.
Tatsächlich hält die Flaute seitdem an, wie Erhebungen des Datenanbieters Refinitiv zeigen. Bis Ende Februar 2022 wurden dort 373 M&A-Transaktionen mit deutscher Beteiligung angekündigt, fast genauso viele wie im Vorjahr (371). Im März und April waren es zusammen nur noch 254 (Vj.: rd. 400).
Mega-Deals, wie sie 2021 noch regelmäßig vorkamen, fehlen nun weitgehend. Das Gesamtvolumen bis April halbierte sich annähernd auf 18,1 Mrd. Euro (Vj. 35,6 Mrd.), der Durchschnitts-Deal war nur noch 28,9 Mio. Euro wert (Vj.: 46,3 Mio.). Die bisher greifbaren Zahlen für Mai machen den Absturz noch deutlicher. „Der Rückgang ist schon spürbar“, berichtet uns Ingo Strauss, M&A-Partner bei der Anwaltskanzlei Latham & Watkins. Zwar sitzen Finanzinvestoren weiter auf prall gefüllten Geldtöpfen und der Transformationsdruck ist in etlichen Branchen eher größer geworden.
Weil realistische Umsatzprognosen oft kaum noch möglich sind und damit Kaufpreis und Finanzierung in der Luft hängenbleiben, warten viele Käufer und Verkäufer momentan aber einfach ab. „Transaktionsprojekte, die schon begonnen hatten und fortgeschritten sind, laufen weiter. Neue Deals werden wieder öfter abgesagt“, beobachtet Florian Harder, Transaktionspartner bei der Kanzlei Shearman & Sterling.
Die neue Unsicherheit wirkt sich auch auf die Vertragsgestaltung aus. „Man nutzt wieder verstärkt Klauseln, die die Risiken bei der Kaufpreisfindung verteilen helfen, etwa Earn-Outs“, erläutert Strauss. Dass zusätzlich sog. MAC-Klauseln (Material Adverse Change/Störung der Geschäftsgrundlage) vereinbart werden, wie es nach der Finanzkrise in besonders schwierigen Fällen üblich war, hat er bis jetzt aber noch nicht beobachtet. Vereinzelt waren Transaktionen auf dieser Basis wieder rückabgewickelt worden.
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