Tag der Immobilienwirtschaft – Politik-Konzepte „unbrauchbar“

„Unbrauchbare Konzepte“ bescheinigt das Gutachten „Immobilienpolitik 2013“ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln), das im Auftrag des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss vergangene Woche auf dem „Tag der Immobilienwirtschaft“ in Berlin vorgestellt wurde, der Politik.

Die Gutachter befürchten eine erhebliche Belastung der deutschen Immobilienmärkte durch die politischen Forderungen nach mehr Regulierung bei Wohnungsmieten und der Einführung einer Vermögensteuer. Vor allem die aktuellen Vorschläge zur Mietpreisdeckelung seien kontraproduktiv und führten zu einer Schieflage auf dem Wohnungsmarkt.

Der „Tag der Immobilienwirtschaft“ des ZIA lockte bei schönstem Kaiserwetter rund 1 200 Manager der Immobilienwirtschaft in die Bundeshauptstadt. Der ZIA hat es ins bundespolitische Establishment geschafft. Diesmal reklamierte Bundesumweltminister Peter Altmaier das Wetter für sein Resort, während im vergangenen Jahr noch Bauminister Peter Ramsauer seine Dienstzuständigkeit für „wetter.de“ als Erfolgsfaktor anführte. Zusammen mit Wolfgang Schäuble rückten im Wahljahr gleich drei Bundesminister zu der Veranstaltung an. Auch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück stellte sich auch der eher konservativen Immobilienbranche . Auf dem ZIA-Tag finden die Gespräche, das Kontakten und das Netzwerken noch in lockerer Atmosphäre statt. Der „Tag der Immobilienwirtschaft“ ersetzt jetzt die verlorengegangene lockere Messeatmosphäre der früheren MIPIM und immer mehr auch der Expo Real. Frank Billand, Axel Gedaschko, Ulrich Höller, Tobias Just, Christoph Kahl und Christian Skrodzki nahmen ihre Auszeichnung „Köpfe des Jahres“ entgegen. Immobilienjournalisten hatten die Köpfe gewählt.

Die Botschaften der Politikerriege waren: Der Immobilienwirtschaft käme eine Schlüsselrolle bei der Energiewende zu. Ziel sei „Umwelt und Wohlstand“, nicht „Umwelt oder Wohlstand“ (Altmaier). Steuerliche Verlässlichkeit sei wichtiger als Steuerhöhe. Soziale Gerechtigkeit und Erhaltung der gewachsenen Standorte bestimmten die Mietpolitik. Wildgewordene Finanzmärkte müssten gebändigt werden. Haftung und Risiko müssten in der Wirtschaft wieder zusammenfallen (Steinbrück). Neben diesen konsensfähigen Botschaften gab es auch eher weltfremde Statements von der Regionalpolitik nach dem Motto, man fördere den Wohnungsbau aktuell durch Mietpreisbegrenzungen. In den Backgroundgesprächen gab es unisono hilfloses Kopfschütteln zur Kommunikationspolitik der IVG. Außerdem berichtete Christoph Kahl, der nächste Woche 30 Jahre Jamestown feiert, dass Geschlossene US-Immobilien-Publikumsfonds wieder in der Platzierung laufen. Die Logik stimme wieder. Die Deutsche Bank bringt einen Geschlossenen Fonds mit deutschen Immobilien.

Das Gutachten des IW Köln erläuterte Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Immobilienökonomik. Die Wohnungspolitik erlebe derzeit ein Comeback unter allen großen Parteien. Beherrschend sei das Ziel, die Wohnkostenbelastung zu verringern sowie den Wählern einfache und schnelle Lösungen zu suggerieren. Die Konzepte seien allerdings oft kontraproduktiv. So verschärft die Begrenzung von Neuvertragsmieten die Wohnungsknappheit. Der gerade wiederbelebte Wohnungsbau würde abgewürgt. Das führe zu steigenden Mieten und einer Wohnungsnot in den deutschen Großstädten, warnt auch der ZIA. Etwas idealistisch appellierte ZIA-Präsident Andreas Mattner auf dem Immobilientag an die Parteien, im Bundestagswahlkampf von populistischen Forderungen Abstand zu nehmen.

In den stark wachsenden deutschen Großstädten sind laut IW-Gutachten die Wohnungsmieten in den vergangenen Jahren gestiegen, weil der Neubau zuvor auf Grund der immer strenger staatlich reglementierend ausgerichteten Wohnungspolitik stark eingebrochen war. Während 1996 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes noch rund 292 000 neue Wohnungen (Gebäude mit 3 Wohnungen und mehr) in Deutschland geschaffen wurden, waren es im Jahr 2008 lediglich rund 55 000. Zuletzt zog der Wohnungsneubau wieder leicht an. 2012 wurde der Bau von insgesamt 96 000 neuen Wohnungen (Gebäude mit 3 Wohnungen und mehr) genehmigt. Nach Berechungen von Experten müssten allein in den Großstädten, Ballungszentren und Universitätsstädten bis zu 250 000 neue Wohnungen gebaut werden, um eine Wohnungsnot zu verhindern. „Bauen ist immer besser als regulieren. Durch eine Mietpreisbremse würde die ohnehin unzureichende Neubautätigkeit erneut massiv abgewürgt“, warnt Mattner.

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