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Keine Sorge vor Inflation

Interview mit Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt, Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement, München `'
Interview mit Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt, Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement, München © dfv Euro Finance Group

_ Mit der Pandemie kam eine weitere Herausforderung, die Markt und Gesellschaft durchdringt: Die Inflation. So präsent wie lange nicht mehr sei die Inflationsdebatte, die am Finanzmarkt immer geführt wird, nun auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wie Johannes Mayr, Chefsvolkswirt beim Münchener Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz zu bedenken gibt.

Die Finanzmärkte würden den Blick weniger auf das Inflationsniveau richten, sondern eher auf die Zinsentwicklung, erklärt Mayr. Denn hohe Bewertungen an den Aktienmärkten lassen sich nur so lange rechtfertigen, wie das (Diskontierungs-)Zinsniveau niedrig bleibt. Erst wenn sich hier etwas spürbar drehe, würde sich die Sorge vor einer Inflationserhöhung verschärfen. Doch Mayr weiß zu beruhigen. Die niedrigen Zinsen, wie wir sie seit nunmehr Jahren sehen, seien nur zum Teil – etwa ein Drittel des Zinsrückganges – auf die Geldpolitik der weltweiten Notenbanken zurückzuführen. Vielmehr beobachtet der Chefsvolkswirt eine langfristige, strukturelle Entwicklung, die die aktuelle Niedrigzinskultur zementiert habe. Und die sieht Mayr auch nicht durch einen akuten Inflationsanstieg gefährdet.

Die Notenbanken werden zwar eine Zinswende einleiten, aber eine äußerst sanfte, um das scheue Reh Wirtschaft nicht zu verschrecken. Denn EZB und Fed wissen genau, wie sehr Wohl und Wehe der Weltwirtschaft und die Finanzmärkte am Zinszeiger der Notenbanken hängen. Die USA werden den Takt vorgeben und wohl schon im Herbst leicht an der Zinsschraube drehen, Europa wird etwas später folgen. Für die Kapitalanlage sieht Mayr im aktuellen und vor allem zukünftigen Marktumfeld weiterhin Aktien als herausragendes Asset. Allerdings rät der Experte hier zu einer stärkeren regionalen Diversifikation und einer Einzeltitelselektion, die Geschäftsmodelle auf deren „Inflationsrobustheit“ hin prüft. Anleihen hingegen haben ihr Image als „sicherer Hafen“ verloren. Europa schreibt Mayer ein gewisses Aufholpotenzial ggü. den USA zu, die skeptische Betrachtung des Kontinents dürfte sich verbessern. Und die Inflation? Bis ins erste Quartal 2022 dürften die erhöhten Werte bleiben, betont Mayer, verweist aber auch auf Basiseffekte aus dem coronageplagten Vorjahr.

Foto: Johannes Mayr, Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement. Fotograf: Billart by Bernd Ollinger.

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