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Mittel zum Zweck – Stiftungsvermögen erfolgreich bewirtschaften

Interview mit Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege, Commerzbank `'
Interview mit Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege, Commerzbank © dfv Euro Finance Group

_ Die Frage nach dem erfolgreichen Vermögenserhalt einer Stiftung ist seit dem Niedrigzins zentral geworden. Darin waren sich die Panel-Teilnehmer, die unter der Moderation von Chris-Oliver Schickentanz (Commerzbank) über Kernaspekte des Portfoliomanagements bei Stiftungen diskutierten, einig. Doch heute zielen Stifter nicht mehr nur auf den Erfolg, sondern auch den Impact der Anlage, die den finanziellen Grundstock ihrer Arbeit absichert.

So sei Nachhaltigkeit auch unter Stiftungs-Portfoliomanagern in aller Munde, doch müsse intern evaluiert werden, wie man dieses Thema sinnvoll angeht und was man damit erreichen möchte, betont Katja Bär. Bei der Hans und Ilse Breuer-Stiftung, der Bär vorsteht, werden Verwaltungsmandate intensiv durchleuchtet: keine Kinderarbeit, vielmehr sind Gesundheit und Wohlergehen Ziele. Sich jedoch in Impact-Investments zu stürzen, um damit ersatzweise durch die Investition den Stiftungszweck zu erfüllen, ohne zu reflektieren, ob die Investition „wirtschaftlich gesund“ ist, sei wenig sinnvoll, so die frühere UBS-Bankerin Bär. Auch Jens Güldner (Evangelischen Johannesstift) hält einen mehrstufigen Entscheidungsprozess, bei dem sich Stifter besser Mindest- statt starre Ausschlusskriterien geben, für den sichersten Weg für Stifter, Nachhaltigkeit in ihre Vermögenserhaltungs-Strategien einfließen zu lassen. Florian Becker-Gitschel (Zoologische Gesellschaft Frankfurt) sieht das strenger. Er verweist etwa auf Gold als eines jener Assets, das aufgrund der schlechten Nachverfolgbarkeit bei der Gewinnung für die Zoologische Gesellschaft tabu ist.

Das Thema ESG ist gekommen, um zu bleiben, auch im Stiftungswesen. Ansonsten habe sich das Anlageuniversum wenig verändert, gesteht Bär. Kontinuität statt Unruhe sei bei einem Anlagehorizont, der auf Ewigkeit ausgelegt und nicht wie bei Privatanlegern zeitlich begrenzt ist, angebracht. Bei allen Referenten wurde eine klare Tendenz zu Aktienbesitz erkennbar. Doch Stiftungen brauchen nicht nur Performance, sondern Ausschüttungen.

Neben Dividenden, die bei großen Aktienblöcken eine willkommene Ertragsquelle darstellen, seien Umschichtungen ein lukratives Instrument, um Erträge zu generieren, so Bär. Auch Anleihen bringen Erträge, dazu müsse man aber in die Emerging Markets schauen, ergänzt Güldner. Bäcker-Gitschel greift bei der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt sogar zu Private Equity. Bei Stiftungen ist diese Assetklasse eher unbeliebt, was jedoch nicht an der Performance, sondern an für kleine Stiftungen hohen Einstiegshürden liegt. Ohnehin, auch hier waren sich Redner einig, stellt sich bei Stiftungen mit kleinem Vermögen unterhalb der Millionen-Euro-Grenze die Frage, ob sie alleine ihren Stiftungszweck so gestalten können, wie sie es sich wünschen. Oft wäre eine Zusammenlegung mit anderen Organisationen sinnvoller.

Foto: v.l.n.r.: Florian Becker-Gitschel (Zoologische Gesellschaft Frankfurt), Jens Güldner (Evangelisches Johannesstift), Katja Bär (Hans und Ilse Breuer-Stiftung), Moderator Chris-Oliver Schickentanz (Commerzbank). Fotograf: Billart by Bernd Ollinger.

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