Leseraktie

SNB – Ein Papier nur für Liebhaber und Schweiz-Fans

Einer der Hauptsitze der SNB ist in Zürich
Einer der Hauptsitze der SNB ist in Zürich © Schweizerische Nationalbank

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) gehört zu den wenigen Notenbanken, deren Aktien börsennotiert sind. 2019 hätte sich ein Engagement bei den Währungshütern gelohnt:

Seit Jahresbeginn freuen sich die 2 261 eingetragenen Aktionäre über ein Kursplus von 32%. Der Haken dabei: Weil die SNB einem Inflations- und keinem Gewinnziel verpflichtet ist, erweisen sich die Ertragsziffern der Berner als erratisch.

Das zeigt auch schon der Blick auf die jüngsten Ergebnisse. Im sonnigen Börsenjahr 2017 verdienten die Eidgenossen, deren Präsident Thomas Jordan zur Schwächung des Franken dreistellige Mrd.-Beträge in Fremdwährungen investiert und damit ein gewaltiges Aktien- und Anleiheportfolio aufgebaut hat, einen satten Gewinn von 54,4 Mrd. CHF. Im düsteren Börsenjahr 2018 sah das schon deutlich schlechter aus, hier stand am Ende ein Verlust von 14,9 Mrd. CHF in den Büchern. Nach dem Q1-Gewinn von 30,7 Mrd. CHF, von dem allein 17 Mrd. CHF aus Buchgewinnen auf Aktien stammt, könnte 2019 wieder ein Erfolgsjahr werden.

Die Aktie (5 510,00 CHF; CH0001319265) ist daher nicht mit traditionellen Gewinnkennziffern zu beurteilen. Erschwerend kommt hinzu, dass nur rd. die Hälfte der 100 000 Papiere im Streubesitz sind, der Rest gehört der Schweiz, mehreren Kantonen und Gemeinden. Zudem handelt es sich um eine „spezialgesetzliche Aktiengesellschaft“, bei der die Mitspracherechte der Anteilseigner eng begrenzt und die Dividenden auf 6% des Nominalwerts der Aktie und damit 15,00 CHF je Papier (Rendite: 0,27%) gedeckelt sind. Entsprechend wird die an der Schweizer Börse notierte Aktie eher dünn gehandelt (2018: durchschnittlich 177 Stück pro Tag), so dass Anleger an guten Tagen schlecht bei dem Papier einsteigen und an schlechten Tagen nur mühsam wieder aussteigen können. Hinzu kommt die Abhängigkeit von schwer vorhersehbaren Notenbankentscheidungen sowie ein manchmal erratischer Handel: Am 5.4.18 etwa erreichte das Papier bei 9 760,00 CHF ohne erkennbare fundamentale Gründe ein Allzeithoch, notierte am gleichen Tag zeitweise aber auch satte 22,5% tiefer. Auch 2019 zeigt sich diese hohe Volatilität: Zwischen dem Tief bei 4 000,00 und dem Jahreshoch bei 5 980,00 CHF klafft eine Lücke von 50%.

Vor diesem Hintergrund raten wir von einem wirtschaftlich motivierten Engagement bei SNB ab. Das Papier ist letztendlich nur etwas für Notenbank-Liebhaber und Schweiz-Fans. PB-Leser meiden SNB daher!

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