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Ferrari ist mehr wert als Volkswagen – Ist das gerecht?

Frontansicht eines Ferrari
Frontansicht eines Ferrari © CC0

Ferrari gibt auf dem Börsenparkett mächtig Gas. Die Marktkapitalisierung hat mittlerweile die Marke von rund 70 Milliarden Euro erreicht, womit der Hersteller von Luxusfahrzeugen höher bewertet wird als Volkswagen, dessen Marktkapitalisierung bei 64 Milliarden Euro liegt. Angesichts der Tatsache, dass der deutsche Volumenhersteller im vergangenen Jahr insgesamt 9,24 Millionen Fahrzeuge (PKWs und Nutzfahrzeuge) ausgeliefert hat – etwa 700-mal mehr als der italienische Spezialanbieter mit 13.700 Einheiten – stellt sich die Frage, ob diese Bewertung gerechtfertigt ist.

Die Unternehmen sind nicht direkt miteinander vergleichbar. Die italienischen Luxuskarossen, die mit Einstiegspreisen von 200.000 Euro im oberen Luxussegment angesiedelt sind, ermöglichen die Erzielung höherer Gewinnmargen. Im Jahr 2023 erreichte die Bruttomarge von Ferrari 49,8%, während die EBIT-Marge bei 27,9% lag.

Volkswagen ist über seine Tochtergesellschaft Porsche zumindest im oberen Premiumsegment präsent. Diese Sportwagentochter trägt immerhin 12% zu den Konzernumsätzen und 30% zum EBIT bei. Mit Brutto- und EBIT-Margen von 18,7% bzw. 7,9% im Geschäftsjahr 2022 kann Volkswagen jedoch nicht mit Ferraris Leistung mithalten. Trotzdem ist das Margenprofil im Vergleich zu konventionellen Autoherstellern wie Toyota, deren Bruttomarge bei 19,0% liegt, durchaus konkurrenzfähig. Unterm Strich erzielt Ferrari einen Gewinn von 71.000 Euro mit jedem verkauften Fahrzeug, wohingegen Volkswagen nur 1.700 Euro pro Einheit verdient.

Ferrari schlägt zudem deutlich mehr Kapital aus seiner starken Marke. Die Einnahmen aus Sponsoring, Kommerz und dem Markengeschäft, einschließlich der Formel 1, stiegen im letzten Jahr um 15% auf 572 Millionen Euro, was ungefähr 10% der Konzernerlöse entspricht. Das Unternehmen plant, dieses Segment mit Luxuskonsumgütern, darunter Mode- und Bekleidungsartikel, schrittweise zu erweitern. Aufgrund des Marken-Momentums sehen wir darin eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Einnahmequellen weiter zu diversifizieren. Jedoch besteht gleichzeitig das Risiko, die Kernidentität der Rennsportmarke, die seit 1947 das Unternehmen prägt, zu verwässern. Das Management muss hier einen ausgewogenen Mittelweg finden.

Ferrari (363,20 Euro; NL0011585146) bietet mehr Qualität, die eine höhere Bewertung rechtfertigt. Allerdings ist uns das 2024er-KGV von 47 (historischer Schnitt seit IPO 2015: 38) inzwischen heiß gelaufen. Bei Volkswagen (120,08 Euro; DE0007664039) haben wir Ende Januar (siehe hier –> „Volkswagen – GM verleiht Auftrieb“) zum Einstieg geraten, weil die Bewertung mit einem 2024er-KGV von 3 attraktive Gefilde erreicht hatte. An dieser Einschätzung halten wir fest. pk

Volkswagen bleibt ein Kauf. Stopp bei 84,10. Wir beobachten Ferrari weiterhin.

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