Zinsen sind nicht gleich Zinsen
Kaum etwas treibt die Märkte derzeit so sehr um wie die Frage, wann die US-Notenbank sie vom Haken lässt und die Geldpolitik nicht noch weiter strafft. Wenn von steigenden Zinsen die Rede ist, werden oft jedoch zwei unterschiedliche Dinge in einen Topf geworfen. So ist manchmal der US-Leitzins und manchmal der risikofreie Zinssatz, d. h. derjenige der kurzfristigen US-Staatsanleihen, gemeint. Fast immer bewegen sich beide in die gleiche Richtung und die Differenzierung spielt keine übergeordnete Rolle.
Derzeit liegt die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihe jedoch bei 2,7%, während der effektive US-Leitzins 0,83% beträgt. Die Differenz ist aktuell so groß wie zuletzt im Februar 1995. Der Markt preist also deutlich mehr Zinserhöhungen ein, als die Fed bisher durchgeführt hat. Besonders interessant ist dabei die Entwicklung des S&P 500, als diese Diskrepanz das letzte Mal so groß war. Als der Zinsmarkt im Februar 1995 den Zentralbanken so weit voraus war, korrigierte die Fed im Sommer ihren Kurs, und der S&P 500 begann eine gewaltige Rally. Die weiteren Peaks dieser Diskrepanz zwischen den US-Renditen und den Leitzinsen waren im April 2002 kurz vor dem Tiefpunkt des Dotcom-Crashs, im Juni 2004 am Tiefpunkt einer Zwischenkorrektur und im Juni 2009 kurz nach dem Tiefpunkt der Finanzkrise. Auf alle diese Peaks folgte eine impulsive Rally, da die überzogene Angst der Zinsmärkte vor hohen Leitzinsen auch zu einer Kontraktion der Bewertungen führte.
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