Bankenwesen

Karolin Schriever – Kulturrevolution beim DSGV

Auf dem falschen Fuß erwischt wurden wir von der Kür der KPMG-Partnerin Karolin Schriever zur Nachfolgerin von DSGV-Vorstand Karl-Peter Schackmann-Fallis. Allerdings waren wir nicht die Einzigen, die von der Personalie überrascht wurden. Auch die meisten Mitglieder des DSGV-Gesamtvorstands, der Schriever einstimmig wählte, waren nicht vorab eingeweiht.

Ausgeheckt wurde der Personalvorschlag im engen Kreis des DSGV-Präsidiums, das vor einer Woche ein langes Gespräch mit Schriever führte. Entsprechend groß war der Diskussionsbedarf im 44-köpfigen Gesamtvorstand, dem fast nur Männer angehören. Denn mit Schriever zieht beim DSGV auch ein völlig neuer Stil ein. Die 43-Jährige soll den Verband jünger, weiblicher und nachhaltiger machen. Damit leitet DSGV-Präsident Helmut Schleweis noch in seiner Amtszeit die Erneuerung des Verbands ein. Aus ihrer Beratertätigkeit verfügt Schriever über praktische Erfahrung bei der Umsetzung der EU-Taxonomie und der ESG-Agenda. Zugleich gilt Schriever, die bei KPMG den Bereich Rechnungslegung, Bankenaufsicht und Nachhaltigkeit verantwortet, als ausgewiesene Expertin für die strategische Banksteuerung. Dieses Profil habe auch den DSGV-Gesamtvorstand überzeugt, der darin die Chance sieht, Nachhaltigkeit als hartes betriebswirtschaftliches Thema zu etablieren. Mit Schriever strebt der DSGV auch eine neue Form des Lobbyismus an, die nicht mehr auf Altherren-Seilschaften sowie Partei- und Adressbücher setzt, sondern auf einen an Sach-themen orientierten Dialog mit der Politik. Davon verspricht sich der DSGV einen besseren Zugang zur neuen Bundesregierung, die einen anderen Umgang mit wirtschaftlichen Interessenvertretern pflegt als die Vorgängeradministration. Die noch fehlenden Kontakte ins politische Berlin und nach Brüssel werde Schriever, die über ein offenes und gewinnendes Wesen verfüge, schnell aufbauen, heißt es. Helfen werde ihr dabei auch die DSGV-Visitenkarte, die viele Türen öffnet. Die Ernennung Schrievers zum Geschäftsführenden Vorstandsmitglied dürfte nur der erste Schritt des von Schleweis angestoßenen Erneuerungsprozesses sein, dem alsbald weitere folgen müssen.

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