Zentralbank

Lagarde will nicht als „Madame Inflation“ Geschichte schreiben

EZB-Chefin Christine Lagarde
EZB-Chefin Christine Lagarde © EZB

_ Spätestens seit der Jahreswende hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine erstaunliche Metamorphose von der geldpolitischen Taube zum Oberfalken vollzogen. Seither haben auch die „echten“ Falken um Bundesbank-Präsident Joachim Nagel und den niederländischen Notenbank-Chef Klaas Knot im EZB-Rat Oberwasser. Die wundersame Wandlung der Französin hat indes nicht allein mit der von ihr viel zu lange unterschätzen Hartnäckigkeit der Inflation zu tun. Die erste Frau an der EZB-Spitze sorgt sich auch um ihr geldpolitisches Vermächtnis. Keinesfalls will Lagarde als „Madame Inflation“, wie sie vom Boulevard abfällig genannt wird, in die Geschichtsbücher eingehen.

Die EZB-Chefin soll denn auch ziemlich geschockt gewesen sein, als die Märkte nach der jüngsten Ratssitzung geradezu in Euphorie verfielen. Lagarde hatte zwar für die nächste Zinssitzung im März (16.3.) eine abermalige Anhebung der Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte in Aussicht gestellt, den weiteren Zinspfad aber offen gelassen. Die Märkte missinterpretierten dies mutwillig als Signal, dass der Zinserhöhungszyklus früher als erwartet enden könnte. Dabei hatte Lagarde keine Zweifel daran gelassen, dass die Zinsen auch nach dem März weiter steigen werden. Mit einer gezielten Kommunikationsoffensive ist es der Notenbank mittlerweile weitgehend gelungen, die an Lagardes Entschlossenheit zweifelnden Marktakteure wieder einzunorden. Doch so recht scheint die EZB dem Braten noch nicht zu trauen.

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