Inkasso – Unternehmen attestieren laxere Zahlungstreue
Fragwürdig schießt einem zunächst durch den Kopf, wenn Inkasso-Unternehmen über die Zahlungsmoral deutscher Verbraucher und Firmen bilanzieren. Für viele sind Moral und Inkasso noch immer ein Oxymoron, wie etwa warmer Schnee oder die Quadratur des Kreises. Doch so verpönt das Schuldeneinkassieren hierzulande auch ist, pro Jahr bauen dennoch Millionen auf die Vorzugsleistungen, die das Geschäft der Geldeintreiber erst möglich machen. 22,3 Mio. außergerichtliche Mahnungen kommen lt. Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) jährlich zusammen. Das einst mafiös anmutende Business ist heute salonfähiger als es den Anschein hat. Und so fühlen sich die Forderungsmanager, wie sich Branchengrößen wie Creditreform, Eos oder GFKL fürs Image selbst gerne nennen, bestärkt, über die Rechnungstreue in Deutschland zu richten. In Berlin präsentierte BDIU-Präsidentin Kirsten Pedd dazu jetzt die Ergebnisse ihrer traditionellen Herbstumfrage, die durchaus überraschen: Denn die Zahlungsmoral lässt nach.
Für den auf Pünktlichkeit und Regeleinhaltung bedachten Deutschen ist dieses Urteil geradezu vernichtend. Galten doch Betroffene bislang zum Großteil als Musterschüler. Firmen kommen diesem ungeschriebenen Gesetz lt. BDIU weiter nach und legen gar noch eine Schippe drauf. Anders verhält es sich bei den shopping-begeisterten Verbrauchern. Für den Verband ist hier die gute Konjunktur Schuld, die zu laxer Zahlungstreue verführe. So meldeten 27% der Inkasso-Büros, dass Privatkunden ihre Rechnungen nachlässig begleichen. Ein verbessertes Verhalten bescheinigen dagegen nur 23% der Befragten. Als Grund für den Delay rangiert der unkontrollierte Konsum (67%) noch vor Überschuldung (65%) und Arbeitslosigkeit (38%). Manche Schuldner würden Mahngebühren oder Gerichtskosten in ihrem Fehlverhalten inzwischen einpreisen, resümiert Pedd.
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