Bankentag – Kuscheln mit dem Kanzler
Verbriefungen als „Brückentechnologie“ _ „Mehr geht nicht für uns als Bankensektor“, lobte der sichtlich erfreute BdB-Präsident Christian Sewing (Deutsche Bank) die Rede von Kanzler Olaf Scholz auf dem 23. Bankentag in Berlin. Mit einem klaren Bekenntnis, die EU-Kapitalmarktunion nach der Europawahl weiter vorantreiben zu wollen, sprach der Kanzler Sewing aus dem Herzen.
Jetzt muss Scholz seinen hehren Worten allerdings noch Taten folgen lassen. Da ließ es Sewing dem Kanzler auch durchgehen, dass Scholz die Verantwortung für die überbordende Bürokratie und Überregulierung nonchalant auf Brüssel und die von ihm namentlich erwähnte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen abschob. Ein bisschen Europawahlkampf wollte sich der Kanzler offensichtlich nicht nehmen lassen. Welch ein Kontrast zum Eklat auf der Hannover Messe, als BDI-Präsident Siegfried Russwurm die Wirtschaftspolitik des Kanzlers frontal anging.
Gut angekommen ist bei den Bankern auch das Lob des Kanzlers, dass die Banken in der Corona-Pandemie Teil der Lösung waren. Sehen sich die Banken doch als strategischer Sektor bei der Verteidigung der finanziellen Souveränität Europas. An den Banken werde die Finanzierung der Verteidigungsindustrie nicht scheitern, versprach Sewing. Ebenso wie der Kanzler, gelobte auch der per Videobotschaft eingespielte Finanzminister Christian Lindner, den europäischen Verbriefungsmarkt wiederzubeleben. Sewing sieht in Verbriefungen eine „Brückentechnologie“ zur Kapitalmarktunion.
Erstaunlich beeindruckt zeigten sich die von uns befragten Banker von der Rede der Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die am Vorabend eloquent den Bogen von der großen Weltpolitik zu den Finanzmärkten und der Kapitalmarktunion spannte. Auch bei den Grünen hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass die grüne Transformation ohne privates Kapital nicht zu finanzieren ist.
Während Scholz und Sewing, wohl aus Rücksicht auf die Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die Bankenunion nur in einem Nebensatz erwähnten, scheute sich Bundesbank-Präsident Joachim Nagel nicht, die Vorzüge einer gemeinsamen EU-Einlagensicherung (Edis) zu preisen. Edis könnte die Gefahr von Bankruns verringern und die Transmission der Geldpolitik verbessern, warb Nagel. Als einen ersten Schritt zum Abbau der Privilegien für Staatsanleihen (keine Unterlegung mit Eigenkapital), schlug Nagel Obergrenzen für Staatsanleihen in Bankbilanzen vor. fm
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