Bargeld

Banken leeren ihre Tresore – Bürger halten an Cash fest

_ Es ist nicht lange her, da waren überschüssige Gelder für Banken ein Ärgernis. Wenn sie diese bei der EZB anlegten, mussten sie Minuszinsen zahlen. Daher lohnte es sich, Bargeld im Tresor zu lagern. Für Aufsehen sorgte einst der frühere Munich Re-Chef, Nikolaus von Bomhard, der erklärte, der Rückversicherer habe große Summen Bargeld im Tresor gebunkert. Viele Banken verhielten sich ähnlich.

Das änderte sich, als die EZB im Juli 2022 die Minuszinsen abschaffte und die Sätze seither massiv erhöht hat. Heute bekommen Banken für Einlagen bei der EZB 4% Zinsen. Das schlägt sich deutlich auf den Bargeldumlauf nieder. Die Statistik der EZB zeigt: Seit Mitte 2022 hat der Wert des Bargeldbestands, den Banken, Privatleute und andere Akteure halten, abgenommen. Dabei gab es einen klaren zeitlichen Zusammenhang zur Zinswende. Zuvor war der Bargeldumlauf stetig gestiegen. In der Pandemie sogar stärker als vorher, weil viele Leute mehr sparten als sonst.

In einer aktuellen Studie hat eine Gruppe von Ökonomen der Banque de France die Ursachen für die Entwicklung des Bargeldumlaufs analysiert. Ihr Fazit: Der Rückgang ab Juli 2022 war vor allem darauf zurückzuführen, dass deutsche und österreichische Banken ihre Tresorbestände an Bargeld abgebaut haben. Sie hatten ab 2016 besonders viel Cash eingelagert, was die Autoren auch auf hohe Tresorkapazitäten zurückführten, die wegen der starken Vorliebe für Bargeld in beiden Ländern bestanden.

Da mehr Bargeld zur Hortung als für Zahlungen genutzt wird, ist dies sehr relevant. Zudem sei auch die Nachfrage nach Euro-Bargeld aus dem Ausland ab 2022 gefallen. Im Gegensatz dazu habe es keinen signifikanten Rückgang des Bargeldbestands der privaten Haushalte gegeben. Besonders gefragt als Wertaufbewahrungsmittel sind die 500- und 200-Euro-Scheine. Da der 500er seit 2018 nicht mehr ausgegeben wird, gibt es hier schon seit längerem einen Rückgang. Dieser wurde zeitweise durch deutlich mehr 200-Euro-Scheine im Umlauf ausgeglichen, zuletzt aber nicht mehr. jam

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