Otto Group baut Finanzpolster aus
Spielraum für Zukäufe wird größer _ Für den Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern Otto läuft es derzeit richtig gut. Das werden auch die Zahlen für das abgelaufene Gj. 2021/22 (per Ende Februar) belegen, welche Otto-Konzernlenker Alexander Birken am 30.5. präsentieren wird. Zwar ist der weltweit aktive deutsche Versandhändler in allen Belangen noch meilenweit vom US-Giganten Amazon entfernt, doch die Wachstumszahlen und Entwicklung der Hamburger beeindrucken.
Glück im Unglück hatte Otto freilich mit der Corona-Pandemie, die vor allem die digitalen Verkaufsprozesse beschleunigt hat. Schon das Gj. 2020/21, also das erste Corona-Jahr, brachte der Gruppe einen Umsatzanstieg von 17,2% auf 15,6 Mrd. Euro sowie einen EBIT-Anstieg von 432 Mio. auf 688 Mio. Euro. Im abgelaufenen Gj. dürfte die Otto Group noch einmal eine Schippe draufgelegt haben. Dafür spricht nicht nur das gute 1. Hj. (per Ende August), in dem die Umsätze des Hamburger Traditionsunternehmens weltweit um gut 20% zulegten. Mit der deutlichen Lockerung der Schutzmaßnahmen und kürzeren Lockdowns im zweiten Corona-Jahr trugen neben dem Onlinehandel auch wieder der aufstrebende stationäre Handel zum Erfolg bei. Dort dürfte das vergangene Weihnachtsgeschäft die Kassen wieder klingeln lassen. Einen kleinen Vorgeschmack auf das Konzern-Zahlenwerk liefern die bereits bekannten Zahlen der Einzelgesellschaft Otto.de für das abgelaufenen Gj. 2021/22. Die Online-Plattform erwirtschaftete einen Umsatz von 5,1 Mrd. Euro (+13%) und steigerte die Zahl der angeschlossenen Händler deutlich.
So stabil wie jetzt war die finanzielle Basis der gesamten Gruppe lange nicht mehr. Noch im Gj. 2014 verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von knapp 200 Mio. Euro. Das war denn auch der Startschuss für eine umfassende Transformation auf allen Ebenen. Und noch immer vollzieht die Otto Group ihren radikalen Kulturwandel mit klarem Fokus auf Digitalisierung und der Etablierung neuer Geschäftsmodelle und Verkaufskanäle. Vorangetrieben wird der Wandel in diesem Bereich von E-Commerce-Vorstand Sebastian Klauke. Mehr denn je kommt es auf die richtigen Konzepte, Trends und Strategien für eine optimale Marktpräsenz der Otto Group an. Auch Chancen durch anorganisches Wachstum werden künftig über Zukäufe und Zusammenschlüsse stärker ins Gewicht fallen. Hier kündigte Konzernlenker Birken bereits Investitionen in „unsere starken Fokusunternehmen“ an. Eine gesunde Bilanzstruktur hat die Otto Group jedenfalls dafür.
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Adler – KPMG crashed Kirstens Befreiungsschlag
Zu weit aus dem Fenster gelehnt hat sich wieder einmal Adler-Verwaltungsratschef Stefan Kirsten. Mit einem ganzen Bündel vertrauensbildender Maßnahmen wollte Kirsten wenige Wochen vor... mehr
Umdenken bei Thyssenkrupp
Wie vorab berichtet (s. PLATOW v. 30.3.), wird der im März 2023 endende Vertrag von Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz auf der AR-Sitzung am Donnerstag voraussichtlich verlängert. mehr
Deutsche Bank – Achleitners Abschied ohne Glanz
Nach 10 Jahren an der Spitze des Aufsichtsrats der Deutschen Bank kann Paul Achleitner keine uneingeschränkt positive Bilanz ziehen. Der Kurs hat sich trotz zweier Kapitalerhöhungen... mehr
Nachhaltige Spezialfonds haben es besonders schwer
Die deutsche Fondsbranche ist mit einem relativ guten Neugeschäft ins Jahr gestartet (s. PLATOW v. 13.5.). Großen Anteil daran haben vor allem Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen. Die... mehr
Gastgewerbe BVerfG-Urteil öffnet Bettensteuer Tür und Tor
Wie ein Nackenschlag dürfte sich das Urteil des Bundesverfassungsgerichts für die deutsche Hotel- und Gaststättenbranche angefühlt haben. Denn gegen die seit 2005 in verschiedenen... mehr
Daimler Truck profitiert von Lkw-Knappheit
Den sinkenden Infektionszahlen zum Trotz hatte es Jochen Goetz dann doch noch erwischt: Der Daimler Truck-Finanzvorstand meldete sich zur Q1-Bilanz aus der heimischen Quarantäne. Recht... mehr
Energiewende – Bayern gibt ein bisschen nach
Für Ende März hatte Ministerpräsident Markus Söder das Papier versprochen, das nun tatsächlich an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geht – in Form eines 30-seitigen Briefs,... mehr
FDP – Noch nicht in der Regierung angekommen
Nach den schweren Schlappen bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und NRW fremdelt die FDP mit ihrer Rolle in der Berliner Ampel-Regierung. Die Ampel-Koalition sei nie der „Wunschtraum“... mehr
Peter Löscher investiert in autonomes Fahren
Den ehemaligen Siemens-Chef Peter Löscher drängt es nur noch selten in die Öffentlichkeit. Dabei ist der Österreicher in der internationalen Unternehmenswelt noch immer bestens vernetzt.... mehr