Bankensektor

Cost-Income-Ratios von hohen Zinsüberschüssen gepampert

_ Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis der deutschen Banken verrät viel, wenn auch nicht alles über deren strukturelle Produktivität.

Die Rollenverteilung ist klar: Großbanken müssen für ihren kostspieligen Apparat deutlich mehr Cent pro Ertrags-Euro aufwenden als viele kleinere und spezialisiertere Institute. Wahre Schlankheitskönige sind daneben manche von Finanzinvestoren gehaltene Institute, etwa die Oldenburgische Landesbank (OLB) und die Aareal Bank, die von ihren Private-Equity-Eignern konsequent auf Effizienz getrimmt werden.

Die besondere Wetterlage 2023, die einem Institut nach dem anderen rekordhohe Zinsüberschüsse bescherte, hat klare Folgen für die Cost-Income-Ratio (CIR). Durch die höheren Beträge im Nenner sank die CIR bei den meisten Banken auf einen deutlich niedrigeren, also besseren Stand, ohne dass dazu nennenswerte Kosteneinsparungen nötig gewesen wären. Die Personalkosten etwa stiegen vielerorts spürbar an, schadeten der CIR aber nicht wahrnehmbar. Lediglich die Deutsche Bank schaffte keine Verbesserung und meldete 2023 eine unveränderte CIR (75%).

Richtig scharf wird das Bild allerdings nicht, schließlich gibt es für die genaue Berechnung der CIR als interner Steuerungsgröße keine allgemeinverbindlichen Regeln. Der BVR etwa unterscheidet nach einer CIR im „engeren“ und „weiteren“ Sinne; enger gefasst zählen zum Ertrag nur Zins- und Provisionsüberschuss, im weiteren Sinne kommen noch der Saldo aus sonstigen Erträgen und Aufwendungen sowie das Rohergebnis des Warengeschäfts dazu. In unserer Grafik haben wir für die Genossenschaftsbanken insgesamt die CIR im engeren Sinne (2022: 65,2%, 2023: 61,4%) abgebildet. Im weiteren Sinne lägen die Werte etwas niedriger (63,1% und 59,1%).

Dass die CIRs der Banken 2024 auf ähnlich gutem Niveau bleiben, ist nicht gesagt. Schon mit Blick auf die 2022er-Zahlen, die sich ggü. 2021 deutlich erholt hatten, warnte die Bundesbank im vergangenen Herbst vor steigenden „ertragsbelastenden Risiken“. Höhere Margen im Kredit­- und Einlagengeschäft, die schon 2022 die Zinsüberschüsse in die Höhe getrieben hätten, dürften sich „als nicht nachhaltig erweisen, wenn der zu erwartende Wettbewerbsdruck zu steigenden Zinssätzen auf Kundeneinlagen führt“. Weniger Neukredite und mehr Ausfälle würden die Erträge zusätzlich belasten. np

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