Versicherungswirtschaft

Erst- und Rückversicherer sitzen diesmal im selben Boot

Hausrat nach Naturkatastrophe
Hausrat nach Naturkatastrophe © CCO

_ Spätestens zum Jahreswechsel dürften die Auswirkungen von Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation sowie die überall überdurchschnittlich steigenden Schäden durch Naturkatastrophen deutlich höhere Prämien in der Assekuranz zur Folge haben. Die steigenden Zinsen werden sich hingegen erst mit zeitlicher Verzögerung positiv im Kapitalanlageergebnis niederschlagen. Das ist das Ergebnis des jährlichen Branchentreffs der Rückversicherer in Monte Carlo, wo die Vertragserneuerungen zum 1.1. anstanden.

Unerwartet kommt der Auftrieb bei den Prämien nicht. Schon das H1 erwies sich als anspruchsvoll, für Erst- und Rückversicherer gleichermaßen. Das H2 dürfte für die Branche mit Blick auf die weitere Konjunkturabschwächung noch belastender ausfallen. Erstmals seit 2018 wird für das laufende Jahr ein (weltweit) geringeres Rückversicherungskapital (-8% auf 435 Mrd. US-Dollar) erwartet, ein wichtiger Indikator für die bereitstehende Rückversicherungskapazität. Die Effekte sind lt. Marktführer Munich Re besonders stark bei den europäischen Rückversicherern, da zu den gesamten wirtschaftlichen Herausforderungen auch noch der stark gestiegene Kurs des Dollar im Vergleich zum Euro hinzukommt. Dadurch steigen die Haftungen in Dollar umgerechnet in Euro deutlich an, was die Kapazität belastet.

In der Schaden-Rückversicherung sind aus Sicht von Jean-Jacques Henchoz, Vorstandschef der Hannover Rück, „weitere risikoadjustierte Ratenerhöhungen unvermeidbar“. Die weltweite Nummer drei (s. PLATOW Börse) gilt mit ihrer soliden Kapitalbedeckung als finanzstarker Partner der Erstversicherer. So rechnet der Konzernlenker nicht nur mit weiteren Preissteigerungen und Verbesserungen der Konditionen in schadenbetroffenen Sparten und Regionen, sondern sieht auch viele Gründe für Ratensteigerungen in der Erstversicherung.

Insgesamt geht die Hannover Rück in Deutschland von deutlichen Anpassungen in der Sachsparte aus, insbesondere bei Naturkatastrophendeckungen in der privaten Wohngebäudeversicherung. Auch in der volumenstarken Kfz-Sparte besteht aufgrund der deutlich gestiegenen Schadenfrequenzen sowie höherer Preise für Ersatzteile Anpassungsbedarf. Die Rede ist von 10% höheren Prämien. Bestätigen wollte uns das aus „kartellrechtlichen Gründen“ eine Sprecherin von Huk Coburg nicht. Gleichwohl beobachtet der Kfz-Policen-Marktführer im lfd. Jahr eine deutliche Steigerung der durchschnittlichen Schadenaufwendungen.  

DER PLATOW Brief 4 Wochen gratis lesen

{{ name }} Chart
{{ name }} Aktie auf wallstreet:online

ARTIKEL DIESER AUSGABE

Investmentbanking | 14. September 2022

M&A-Markt grau in grau

Das Wortspiel kann man ab jetzt wohl wieder regelmäßig bringen. „Goldman Sacks“, Goldman feuert, titelte ein Branchen-Newsletter, als Anfang der Woche bekannt wurde, dass Goldman... mehr

Rohstoffe | 14. September 2022

Keine Entwarnung beim Gaspreis

Ist das Ärgste schon vorbei? Statt knapp 350 Euro/MWh kostet Erdgas an der niederländischen Terminbörse aktuell um die 200 Euro. Immer noch weit mehr als in den Vorjahren, erst im Dezember... mehr

Tourismus | 14. September 2022

Tui setzt auf All Inclusive

Kalendarisch ist der Herbst angebrochen. Für die Reiseindustrie, die im Sommer einen guten Schritt aus dem Corona-Tal gemacht hat, wie auch an den frischen Verkehrszahlen von Fraport... mehr

Pharma | 14. September 2022

Sanofi – Die Geissel mit dem Krebs

Paul Hudson, seit 2019 CEO von Sanofi, eines der größten Pharmakonzerne der Welt, versuchte vergangene Woche vor Journalisten den aktuellen Druck auf die Aktie klein zu reden. Seit dem... mehr