Zentralbanken

Weitere Zinssenkungspläne der EZB auf der Kippe

Hauptsitz der EZB in Frankfurt
Hauptsitz der EZB in Frankfurt © CC0

_ Notenbanken haben es traditionell eilig mit Zinssenkungen. Wenn es einmal nach unten geht, dann meist schnell, zeigt die Historie. Aktuell spricht jedoch viel dafür, dass die EZB es langsamer angeht als von Experten zunächst erwartet.

Noch im März prognostizierte Goldman Sachs für Juni den Beginn einer Serie von fünf Zinssenkungen hintereinander. Inzwischen hat das Institut seine Erwartungen heruntergeschraubt und rechnet noch mit drei Schritten für 2024 und einer Zinspause im Juli. Ähnlich sehen das auch viele andere Analysten.

EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann hatte sich bereits Ende April im PLATOW-Interview für eine Zinspause im Juli ausgesprochen. Er gilt als strikter Vertreter einer straffen Geldpolitik und spiegelt nicht immer die Mehrheitsmeinung im EZB-Rat wieder. Auffällig ist jedoch, dass auch Verfechter einer lockeren Geldpolitik wie der griechische Notenbankchef Yannis Stournaras zuletzt ähnlich vorsichtige Töne bezüglich Zinssenkungen angeschlagen haben. Stournaras sagte, dass er auf der Grundlage zuletzt besserer Konjunkturdaten „jetzt drei Zinssenkungen im Jahr 2024 für das wahrscheinlichste Szenario“ halte. Auch Äußerungen von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane lassen sich in diese Richtung deuten. Er lehnte es zwar ab, sich im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad festzulegen. Gleichzeitig sagte er aber, dass es wichtig sei, vor jeder Zinsentscheidung genug Daten zu haben. Er wies auf die Bedeutung der eigenen Projektionen hin. Die EZB veröffentlicht 2024 noch drei Projektionen im Juni, September und Dezember.

Für eine vorsichtige Haltung sprechen vor allem die zunehmenden Anzeichen für einen wirtschaftlichen Aufschwung im Euroraum. So wuchs die Wirtschaft im ersten Quartal 2024 überraschend stark (0,3% ggü. dem Vorquartal), auch dank der vergleichsweise guten Entwicklung in Deutschland. Am Dienstag stieg der ZEW-Index für die Konjunkturerwartungen der Finanzexperten auf ein Zwei-Jahres-Hoch, was ebenfalls auf einen Aufschwung hindeutet.

Zudem zeichnet sich ein weiter relativ hohes Lohnwachstum ab. Im vierten Quartal 2023 hatte sich dieses im Euro-Raum auf 4,5 % abgeschwächt. Experten erwarten zum Jahresauftakt 2024 ähnlich hohe Werte. Dies schlägt sich vor allem in den Preisen für Dienstleitungen nieder, die besonders arbeitsintensiv sind und damit stärker von der Lohnentwicklung abhängen. Dort ist die Inflation nach wie vor hoch, was vielen EZB-Ratsmitgliedern Sorge bereitet. Hinzu kommt: Die US-Notenbank Fed wird die Zinsen wahrscheinlich nur sehr langsam senken, was ebenfalls einige EZB-Ratsmitglieder zu einem vorsichtigeren Kurs bewegen dürfte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat zwar betont, dass sie sich nicht an der Geldpolitik der Fed orientieren will. Ganz davon frei machen kann sie sich aber auch nicht. jam

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