Bankensektor

Banken – Keine Eile bei Zinsanpassung in Sparprodukten

Wird der steigende Euro nun zum Nachteil für die europäische Wirtschaft und ihre Exporteure?
Wird der steigende Euro nun zum Nachteil für die europäische Wirtschaft und ihre Exporteure? © CC0 Public Domaine

_ Die größte Zinserhöhung der Geschichte der EZB sorgt im Bankensektor in erster Linie für Entspannung. Durch die Zinsanhebungen ist für die Banken eine große Belastung aus dem Kundeneinlagengeschäft weggefallen, heißt es beim BVR.

Denn für die Branche ist mindestens genauso wichtig, dass die Einlagefazilität von null auf 0,75 Prozentpunkte erhöht wird. Bis vor kurzem mussten die Institute dafür sogar negative Zinsen akzeptieren. Mit der höheren Einlagefazilität werden auch die Zinssätze für Geschäfte steigen, bei denen sich die Banken Geld untereinander leihen. Dies hat zugleich Auswirkungen für Sparer und Produkte, denn von den Interbanken-Zinsen hängt ab, wie viel die Institute ihren Kunden an Zinsen für Tagesgeld und andere kurzfristige Anlagen zahlen.

Somit hat das große Kalkulieren in den einzelnen Instituten begonnen. Dabei sind etwa die aktuell 361 deutschen Sparkassen völlig selbständig unterwegs. Ähnliches gilt für andere Institutsgruppen. „Wie schnell, in welcher Höhe und bei welcher konkreten Produktausgestaltung der Zinsschritt eingepreist wird, obliegt einzig und allein der Entscheidung der einzelnen Häuser“, erklärte uns ein DSGV-Sprecher. So hatte etwa die Hamburger Sparkasse bereits im April, also weit vor der ersten EZB-Zinsanpassung, den Zins für Sparer wieder eingeführt. So gibt es bei der Haspa seither beim Festzins-Sparen je nach Laufzeit bis zu 1,7% Zinsen. „Eine weitere Anhebung der Sparzinsen aufgrund der jüngsten EZB-Entscheidung wird gerade geprüft und in Kürze umgesetzt“, berichtet uns ein Haspa-Sprecher.

Auch die Frankfurter Sparkasse prüft diesen Schritt. Doch auf Schnelligkeit kommt es ihr diesmal nicht unbedingt an. Einen Wettbewerbsvorteil in einer zügigen Anpassung der Zinsen sehen die Frankfurter „in der momentanen Situation“ nicht. Aktuell habe sich die Dynamik bei den Einlagezuwächsen deutschlandweit deutlich reduziert, obwohl teils positive Zinssätze gezahlt werden. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten belasten die Haushalte, sodass die Sparquote deutlich sinkt. „Selbst wenn wir bald wieder deutlich positive Zinssätze im Einlagengeschäft sehen, macht die anhaltende Inflation mögliche Renditen zunichte“, so ein Fraspa-Sprecher. Das Institut legt vielmehr den Fokus aufs Wertpapier-Sparen, was wohl auch in absehbarer Zeit durchaus Sinn macht. 

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