Stiftungsmanagement – Die Anforderungen steigen

Stiftungen können ihre Zwecke nur erfüllen, wenn ausreichend Vermögenswerte da sind und diese genug Rendite abwerfen. Die Schwierigkeiten und juristischen Fußangeln, die es dabei mithilfe von versierten Vermögensverwaltern und Anwälten zu bewältigen gilt, zogen sich wie ein roter Faden durch das 12. PLATOW EURO FINANCE Stiftungsforum, das am vergangenen Donnerstag in Frankfurt (Stadthaus am Markt) im Beisein vieler Stiftungsvertreter über die Bühne ging.
Gleich zu Beginn schilderte Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der Krupp-Stiftung, welche schwerwiegenden Auswirkungen es für eine gemeinnützige Stiftung hat, wenn deren einziger Vermögenswert die Beteiligung an einem großen Unternehmen ist. Die Krupp-Stiftung ist mit einem über die Jahre auf knapp 21% geschrumpften Anteil am Kapital von Thyssenkrupp immer noch größte Aktionärin des massivem strukturellen Wandel unterworfenen Unternehmens. Dieser schlage durch veränderte Ausschüttungen regelmäßig auch auf die Stiftung durch, die ihre Zweckerfüllung entsprechend steuern muss. In guten Stahljahren seien der Stiftung hohe 2-stellige Millionenbeträge zugeflossen, die noch zu Zeiten von Berthold Beitz 2010 den Neubau des Essener Folkwang Museums ermöglichten, den Gather als Leuchtturmprojekt bezeichnete. Obwohl die Stiftung schon mehrfach dividendenlos blieb, sieht Gather die neben der Kulturförderung zahlreichen anderen Projekte in Bereichen wie Bildung und Wissenschaft oder Gesundheit und Sport als nicht gefährdet an.
Für Stiftungen, deren Vermögen sich nicht auf nur ein Unternehmen stützt, sondern auf unterschiedliche Assetklassen, ist ein professionelles Portfoliomanagement unverzichtbar. Dabei ist bei den meisten Stiftungen, etwa der von Florian Becker-Gitschel vertretenen Zoologischen Gesellschaft, Frankfurt, oder dem Evangelischen Johannesstift in Berlin (Jens Güldner) eine starke Tendenz zu mehr Aktienbesitz erkennbar, wobei die Einhaltung von ESG-Kriterien immer wichtiger wird. Johannes Mayr, Chefvolkswirt beim Münchener Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz, sieht das Umfeld für Aktien auch 2022 positiv. Allerdings rät er angesichts steigender Zinsen zu einer stärkeren regionalen und sektoralen Diversifizierung. Vor allem Europa billigt Mayr gegenüber den USA ein gewisses Aufholpotenzial zu.
Ein Höhepunkt des Treffens war der von Tobias Karow, einem ausgewiesenen Kenner von Stiftungen, moderierte Elevator Pitch. Der thesaurierende Arero Weltfonds von Sebastian Müller sieht sich als möglichen Profiteur der Stiftungsrechtsreform, wonach Umschichtungsgewinne auch für die Zweckverwirklichung eingesetzt werden dürfen. Der von Frank Fischer vorgestellte und ganz auf Aktien ausgerichtete Frankfurter Stiftungsfonds schüttet regelmäßig aus und das nicht zu knapp. Bernd Bötsch mit Prisma Aktiv verzichtet als Mischfonds nicht auf Anleihen. Die gesamte Klaviatur (Staatsanleihen, Corporates) müsse entsprechend professionell gespielt werden. Dirk Rogowski (Warburg Invest) will seinen WI Global Challenges Index Fonds noch bekannter machen. Nachhaltigkeit sei längst kein Renditekiller mehr. Die Aktienauswahl, über die ein Beirat wacht, schlage regelmäßig den MSCI World.
Mehr am 18.11. in einem PLATOW Extra.
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