Versicherer

GDV schießt sich in Virus-Krise ein Eigentor

Assekuranz prognostiziert 2020 wieder mehr Insolvenzen
Assekuranz prognostiziert 2020 wieder mehr Insolvenzen © GDV

Die Enttäuschung bei vielen Firmenkunden der Assekuranz sitzt tief. In dem zuletzt so florierenden Geschäft mit Unternehmen tut sich die Branche mit ihrem Corona-Krisenmanagement derzeit keinen Gefallen.

Es geht um die Betriebsschließungsversicherung (BSV). Hier stellen sich derzeit einige Versicherer bei der Deckungszusage quer. Das stößt bei Kunden und im Versicherungsvertrieb auf große Kritik. Dabei spielt der Branchenverband GDV eine wesentliche Rolle. Anstatt das für Unternehmenskunden durchaus sinnvolle, aber noch nicht so sehr verbreitete Versicherungsprodukt ins Rampenlicht zu rücken und damit neues Vertriebspotenzial zu schaffen, hat sich der GDV in ein Kommunikationsdesaster begeben. Dem Verband ist es nicht gelungen, eine eigene Branchenlösung für die offenbar löchrige BSV zu präsentieren.

Zu Beginn der Corona-Krise hat sich der GDV in einem Statement (Website) lediglich zur Funktionsweise der BSV geäußert und dabei u. a. hervorgehoben, dass die BSV nur eintritt, wenn die zuständige Behörde die Schließung anordnet. Zu diesem Zeitpunkt mussten allerdings auch viele Firmen ohne behördliche Anordnung schließen. Erst nach großem Druck vieler Unternehmen, aber auch vom Maklervertrieb, der diese Policen in der Vergangenheit mit gutem Gewissen vermittelt hat, haben sich zuletzt viele Versicherer der Initiative der bayerischen Staatsregierung zur BSV für Hotel- und Gaststättenbetreiber angeschlossen. Einige Versicherer bieten ihren BSV-Kunden jetzt eine Zahlung in Höhe von 15% der jeweils vertraglich vereinbarten Tagesentschädigung an. Lt. der Initiative soll das die Hälfte des modellhaft errechneten wirtschaftlichen Schadens des Kunden (Durchschnittswerte) nach Berücksichtigung der staatlichen Leistungen sein.

Für Hans-Georg Jenssen, Geschäftsführender Vorstand beim Maklerverband BDVM, ist das „ein Schritt in die richtige Richtung“. Allerdings hält er einen „juristischen Häuserkampf“ für möglich, weil nicht alle Versicherer mitziehen und die Entschädigungsberechnung viele Fragen aufwerfe. Wenig Rückendeckung kommt derweil vom GDV-Präsidenten Wolfgang Weiler. In seiner Stellungnahme sagt er: „Katastrophen gehören zu unserem Geschäftsmodell“, um wenige Sätze später zu relativieren: „Kulanz hat ihre Grenzen“. Die Branche hat es verpasst, die BSV sinnvoll zu positionieren.

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