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EZB-Umfrage – Firmen fragen „erheblich“ weniger Kredite nach

Die EZB in Frankfurt
Die EZB in Frankfurt © CC0

_ Die Flaute im europäischen Kreditgeschäft hält an. Entgegen den Erwartungen fragten Firmen im Euroraum im ersten Quartal „erheblich“ weniger Darlehen nach, wie eine am Dienstag veröffentlichte EZB-Umfrage zeigt, an der 157 Banken teilnahmen. Eigentlich hatten die befragten Institute eine Erholung erwartet. Für die Zeit von April bis Juni gehen sie nun von einem weiteren moderaten Rückgang aus. Auch in Deutschland sank die Kreditnachfrage der Unternehmen.

Die EZB führte die Schwäche auf gestiegene Zinsen und geringere Investitionen zurück. Seit sie ab Sommer 2022 die Zinsen erhöht hat, ist die Kreditnachfrage von Haushalten und Unternehmen rückläufig. Gleichzeitig haben die Banken ihre Vergabestandards verschärft. Im Bank Lending Survey, den EZB und Bundesbank einmal pro Quartal erheben, gibt es aber auch Hoffnungszeichen, die auf eine Stabilisierung deuten.

So stieg in Deutschland seit Jahresbeginn die Nachfrage privater Haushalte nach Baufinanzierungen (Baufi) und Konsumentenkrediten erstmals seit zwei Jahren wieder. Die Entwicklung war damit besser als im gesamten Euroraum, wo es bei der Baufi einen Rückgang gab und die Nachfrage der Haushalte nach anderen Krediten stabil blieb. Für das zweite Quartal erwarten die Banken nun auch im Euroraum eine stärkere Nachfrage nach Wohnbaukrediten. Zudem haben die Banken die Kreditstandards kaum noch verschärft. In Deutschland änderten die befragten Institute diese für Firmen und Wohnbaukredite praktisch nicht. Bei Konsumentenkrediten verschärften sie diese nur leicht. Im Euroraum lockerten sie die Konditionen für Wohnbaukredite leicht und verschärften sie für Firmen- und Konsumentenkredite minimal.

Laut den befragten Banken haben sich die Zinserhöhungen der EZB im vergangenen halben Jahr weiter „deutlich positiv“ auf ihre Nettozinsmargen ausgewirkt. Sie gehen aber davon aus, dass der kumulative Effekt im nächsten halben Jahr abnehmen dürfte. Die Bundesbank prognostizierte in ihrem Finanzstabilitätsbericht bereits, dass der Zinsüberschuss der dt. Banken von ungefähr 110 Mrd. Euro im vergangenen Jahr auf etwa 75 Mrd. Euro 2024 zurückgehen würde. Tendenziell haben die meisten Banken die Zinsen für Kredite schnell angehoben, aber die höheren Sätze nur zögerlich an die Sparer weitergegeben. So konnten sie ihre Zinsmarge erhöhen. Das ändert sich aber. Vor allem im Neugeschäft steigen die Zinsen deutlich.

Wegen der schwachen Kreditvergabe können die Banken außerdem relativ wenig Darlehen zu hohen Zinsen vergeben. Inzwischen zeichnet sich eine Lockerung der Geldpolitik ab. Investoren setzen auf eine baldige Zinssenkung der EZB, daher sind die Kapitalmarktzinsen seit dem Höhepunkt im Oktober bereits gesunken. Notenbankchefin Christine Lagarde und andere Vertreter haben dies für Juni in Aussicht gestellt. Auf ihrer Ratssitzung an diesem Donnerstag dürften sie ein weiteres klares Signal hierfür geben.  jam

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