Privatkundengeschäft – Das Ertragswunder im Retail Banking
Noch viel Potenzial bis 2026 _ Europas Banken konnten sich in den vergangenen zwölf Monaten über ein sattes Ertragplus im Privatkundengeschäft freuen. Angeschoben durch die Zinswende, sprangen die aggregierten Erträge aus diesem Segment im Jahr 2023 europaweit auf 275 Mrd. Euro und damit auf einen Wert, den es so seit 2015 nicht mehr gab.
Das zeigt eine neue Studie der Unternehmensberatung zeb, die PLATOW exklusiv vorab vorliegt. Diese offenbart auch: Nach mauen Jahren im Privatkundenbereich dürfen sich Banken in den Jahren 2024 bis 2026 auf durchschnittlich 38% mehr Ertrag („Top Line”) im Retailgeschäft einstellen als in den Jahren 2015 bis 2021. „Die große Trendwende bei den Zinsen befeuert die zu erwartenden Erträge”, sagt Experte, Partner und Mitautor der Studie, Marc Buermeyer, von zeb.
Die Berater erwarten für das aktuelle und die kommenden Jahre bis 2026 ein jährliches Ertragspotenzial von 257 Mrd. Euro und damit immer noch fast 50 Mrd. Euro mehr als 2022. Gerade das sogenannte „Everyday Banking” ist zur wichtigen Ertragsquelle geworden, was sich künftig noch verstärken dürfte. Der zeb-Studie zufolge machte „Everyday Banking”, zu dem etwa Tagesgeldeinlagen, Kontogebühren oder Interchange-Gebühren gehören, vor zwei Jahren nicht einmal 27% der Erträge aus.
2023 waren es hingegen schon 41% und in den Jahren 2024 bis 2026 rechnet die Unternehmensberatung mit Sitz in Münster sogar mit einem Anteil von 43% am Ertragsmix der europäischen Banken. „Wir sehen, dass Everyday Banking viel stärker wächst als alle anderen Produktfelder, die eher stabil bleiben in ihrer Größe. Das gilt für Europa ebenso wie für Deutschland”, sagt Mitautor Darius Backhaus von zeb.
Nach zuletzt eher schlechten Jahren im Retailbanking sind das gute Nachrichten für die Branche. „Es ist aber nicht so, dass wir im Schlaraffenland leben, in dem einem die Wachteln in den Mund fliegen”, warnt zeb-Experte Buermeyer. „Banken müssen sich durchaus anstrengen, um Kunden auch mit attraktiven Angeboten anzulocken und zu halten”, sagt er. Gerade der deutsche Retailbankingmarkt sei für ausländische Banken und andere Angreifer im Zahlungsverkehr aufgrund seiner Größe interessant.
Um das gesteigerte Ertragspotenzial möglichst ganz auszuschöpfen, brauchen Banken laut Buermeyer ein besseres Angebot in den Apps und auch smarte, wettbewerbsfähige Konditionen bei den Einlagen ihrer Kunden. „Noch sehen wir da zu wenig Bewegung bei den Banken. Der Wettbewerb wird aber wieder stärker, und wer früh anfängt, hat bessere Chancen, etwas vom Kuchen abzugreifen”, sagt Buermeyer. nw
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