E-Commerce zwingt auch Lebensmittelhandel zum Umdenken

Auf der Zielgeraden kurz vor den Feiertagen hat der Discounter Lidl doch noch die Kurve bekommen und nach unseren Informationen einen neuen Rekordumsatz im Weihnachtsgeschäft aufgestellt. Das zur Schwarz-Gruppe (u. a. Kaufland) gehörende Unternehmen ist ein gutes Beispiel für die gesamte Branche der Lebensmitteleinzelhändler, die in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist und noch immer neue Jobs schafft. Der Gesamtumsatz des stationären Handels und des Onlinehandels ist in Deutschland von 430 Mrd. Euro (2005) auf 524 Mrd. Euro gestiegen. Fakt ist aber auch, dass sich der klassische Einzelhandel mit Non-Food weiter im schleichenden Niedergang befindet. Grund hierfür ist die Verlagerung des stationären Handels hin zum E-Commerce. Experten monieren, dass die Händler auf den strukturellen Wandel der Branche viel zu spät reagiert hätten.

Ein ähnliches Schicksal könnte bald auch den Lebensmittelhändlern Rewe, Edeka, Aldi oder Lidl drohen. Dort regiert noch immer der bundesweite Kampf um lukrative Flächen und neue Standorte. So bemüht sich nach unseren Informationen Lidl seit Jahren um Immobilien und Bauplätze am Standort Bad Homburg im Taunus – vergebens. Oftmals spielen hier kommunalpolitische Präferenzen bei der Auswahl des Unternehmens eine große Rolle. Dabei müssten sich die Lebensmitteleinzelhändler schon jetzt auch stärker auf den Online-Handel ausrichten. Das ist der nächste Bereich, den der Strukturwandel in der Branche erfassen wird. Unter den großen Lebensmittelketten ist derzeit aber lediglich Rewe flächendeckend mit einem Online-Lieferdienst aktiv. Begonnen hat die Kölner Gesellschaft damit bereits 2011. Für den noch relativ neuen Rewe Group-Chef Lionel Souque, der gerade einen Fünfjahresvertrag erhalten hat, sind E-Commerce und Rewe digital wichtige Bereiche seiner Unternehmensstrategie, wo das Management derzeit viel Geld investiert. Aktuell dominieren zwar weiterhin Konzepte für den stationären Handel den Wettbewerb. Eine zügige digitale Transformation von Geschäftsmodellen, Produktionsprozessen und Kundenbeziehungen wird aber darüber entscheiden, wer im Lebensmitteleinzelhandel langfristig die Nase vorn hat. Edeka, Aldi und Lidl haben hier noch erheblichen Nachholbedarf.

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