Bietgefecht

Merck – Versum macht aus der Not eine Tugend

Merck-Zentrale in Darmstadt
Merck-Zentrale in Darmstadt © Platow

Es ist ein Etappensieg für Merck im Ringen um das Übernahmeziel Versum Materials. Nach hartnäckigen Avancen, die nicht fruchteten, und einem offenen Brief an die Versum-Aktionäre, der nicht gut ankam, will sich das Objekt der Darmstädter Begierde nun nach dem feindlichen Übernahmeangebot doch noch rühren.

Zum Wochenende verkündete das Management des Halbleiterspezialisten aus den USA, Gespräche mit dem Pharmakonzern zu führen. Der Schritt kommt überraschend, doch dahinter steckt Kalkül.

Die Offerte von 48 US-Dollar je Aktie lehne das Versum-Management unisono weiterhin vehement ab. Und die Aktionäre sollen es ihm gleichtun, betont CEO Guillermo Novo. Dass Versum sich dennoch gesprächsbereit zeigt, liegt an der Hoffnung auf ein besseres Angebot. So könne Merck am Ende doch noch ein den Rivalen Entegris ausstechendes Angebot machen, lässt Versum durchblicken. Damit wankt denn auch die bis dato eiserne Ambition der Amerikaner, an der geplanten Fusion mit dem Branchenkollegen Entegris festzuhalten. In Darmstadt herrscht freudige Erleichterung darüber, dass sich die Hartnäckigkeit des Managements vielleicht doch noch auszahlen könnte. Anpassen will der Pillendreher seine Offerte aber nicht.

Nun pokern beide Konzerne um das bessere Blatt. Versum ködert Merck mit dem Zugeständnis, den Deutschen nun auch Einsicht in nicht-offizielle Interna zu gewähren. Mit 6 Mrd. Dollar wäre die Versum-Akquisition zwar nicht der größte Deal des Familienunternehmens, für den US-amerikanischen Laborzulieferer Sigma-Aldrich hatte Merck 2015 stolze 13 Mrd. Dollar hingeblättert. Dennoch, Versum ist großkalibrig und CEO Stefan Oschmann wird sein Angebot nicht ohne Weiteres aufstocken. Er ist davon überzeugt, dass Merck schon jetzt die bessere Offerte gegenüber Entegris bietet. Der Dritte im Bunde sei über die Gespräche zwischen Merck und Versum informiert und habe sein Einverständnis gegeben, betonte Versum. Mit Entegris hat Versum eigentlich schon eine Fusion via Aktientausch vereinbart. Gemeinsam wollen die Amerikaner einen führenden Konzern für Spezialmaterialien schaffen und Synergien von 125 Mio. Dollar heben.

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