Digitale Transformation – Wirtschaft setzt weiter vor allem auf Zukäufe
M&A-Studie zeigt Trends _ Digitalisierung und Globalisierungbestimmen die Entwicklung großer Unternehmen. Um ihre Produkte und Dienstleistungen wettbewerbsfähig zu halten und ihre Prozesse zu beschleunigen, bleiben Fusionen und Akquisitionen das Mittel der Wahl.
Zu diesem Ergebnis kommteine neue Studie der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer. Untersucht wurden die Aktivitäten der 90 größten börsennotierten deutschen Unternehmen aus DAX und MDAX im Zeitraum 2011 bis 2020. Neben dem heimischen Markt sind es vor allem die USA, die DAX- und MDAX-Unternehmen anziehen. „Insgesamt schauen die DAX- und MDAX-Unternehmen aufder Suche nach signifikanten Opportunitäten für anorganisches Wachstum weiterhin überwiegend nach Nordamerika“, so Wessel Heukamp, M&A-Partner bei Freshfields. „Maßgeblich hierfür dürfte die Ambition sein, im US-Markt nicht nur organischzu wachsen – aber auch der Umstand, dass es vergleichsweise schwieriger ist, in Europa attraktive Zielunternehmen in den relevanten Bereichen zu finden.“Der veröffentlichte Gesamtwert aller relevanten Transaktionen lag im Betrachtungszeitraum bei 530,5 Mrd. US-Dollar. Rund 486 Mrd. Dollar davon investierten die 30 im DAX vertretenen Konzerne, mehr als 44,6 Mrd. Dollar die 60 Unternehmen des MDAX.
Die beliebtesten M&A-Investitionsziele der DAX Werte sind laut der Studie Unternehmen aus der Digitalwirtschaft. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den MDAX-Konzernen. Die meisten veröffentlichten Akquisitionen wurden im DAX von Allianz, Deutsche Bank, Siemens und Volkswagen getätigt; im MDAX waren Brenntag, ProSiebenSat.1 und Thyssenkruppdie drei aktivsten Akteure. „Fast drei Viertel aller Investitionen in digitale Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren stammen von Übernehmern aus anderen Branchen – in den Jahren 2011 bis 2015 lag der Wert nur bei 59%,“ erläutert Lars Meyer, M&A-Partner bei Freshfields. „Dies verdeutlicht,wie stark die führenden deutschen Unternehmen ihre Digitalisierungs- und Innovationsbemühungen mittels M&A zuletztweiter beschleunigt haben.“
2021 – Der Run geht weiter
Eine Reihe von Faktoren lassen für 2021 und die nächsten Jahre weiterhin eine hohe M&A-Aktivität nicht nur der Unternehmenim DAX und MDAX erwarten. Zu den Treibern zählen insbesondere die trotz der Corona-Krise stabilen Finanzmärkte und weltweiten Konjunkturprogramme sowie die Aussicht auf ein Ende der Beschränkungen durch die Pandemie. Zur hohen Dynamik des Transaktionsumfelds trägt auch die anhaltende Welle von Akquisitionen durch die sogenannten Special Purpose Acquisition Vehicles (SPACs) bei – 17% des globalen M&A Volumensin den ersten drei Monaten dieses Jahres entfielen auf SPAC-Transaktionen.
Doch es gibt auch Risiken, deren Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer abschätzbar sind, allen voran die anhaltenden protektionistischen Tendenzen in vielen Ländern der Welt. Auch deutsche Unternehmen müssten damit rechnen, dass grenzüberschreitende Deals (sogar innerhalb Europas) länger geprüft werden und andere Staaten Schlüsselindustrien stärker schützen wollen, glaubt Freshfields-Partnerin Uta Itzen. „Grenzüberschreitende Übernahmen durch deutsche Unternehmen dürften in einigen Bereichen künftig komplexer werden als bislang. Dies liegt an der verschärften kartellrechtlichen Prüfung unabhängig von der Größe des Zielunternehmens oder der Wettbewerbssituation im betreffenden Markt, an neuen Vorschriften, die etwa auf Plattformbetreiber abzielen, und an Themen wie Interoperabilität und Datenschutz.“
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