Europäischer Einzelhandel in der Konjunktur-Schere

Einen europaweiten Überblick über die handelsrelevanten Kennziffern liefert die in der vergangenen Woche auf der ICSC-Konferenz in Stockholm präsentierte Studie, die von der GfK GeoMarketing im Auftrag von European Shopping Centre Trust durchgeführt wurde. Insbesondere Deutschland sowie die skandinavischen und baltischen Staaten entwickeln sich demnach positiv.

Auf Grund der außerordentlich dynamischen Entwicklung in Russland konnte der russische Einzelhandel erstmals den höchsten Ladeneinzelhandelsumsatz in Europa erwirtschaften. Auf der Gegenseite ist ein nachhaltiger positiver Richtungswechsel für die südeuropäischen Länder noch nicht absehbar. Die Entwicklungsunterschiede zwischen den einzelnen europäischen Ländern und Regionen zeigten sich 2012 in noch stärkerem Ausmaß als in den Vorjahren. Besonders in den Ländern, die weiterhin von harten Sparmaßnahmen betroffen sind, ist das Konsumklima angesichts der niedrigen Erwartungen der Konsumenten zurückgegangen. Dies führte auch zu sinkenden Einzelhandelsumsätzen. Die Schere in Europa geht immer weiter auseinander.

Dennoch zeigt sich bei der Betrachtung der Kaufkraft, dass trotz aktueller Schuldenkrise und bestehender Verunsicherung in den 27 Ländern der EU das verfügbare Einkommen der Haushalte weiter gestiegen ist. So standen den europäischen Verbrauchern in den betrachteten Ländern im Jahr 2012 rund 9,2 Billionen Euro für Konsumausgaben zur Verfügung. Die höchsten Steigerungen gab es Russland, Norwegen, Großbritannien, den skandinavischen Ländern und den baltischen Staaten. Während allerdings die Russen und Balten tatsächlich von einer durchgreifenden Erholung der Wirtschaft profitierten, verbergen sich hinter den positiven Zahlen der Briten nach Angaben der GfK zu einem erheblichen Teil Wechselkurseffekte und eine tiefe Disparität zwischen London und dem Rest des Landes.

Die Einzelhändler generierten in den betrachteten 32 Ländern 2012 einen Ladeneinzelhandelsumsatz von rund 3,09 Billionen Euro. Dies bedeutet einen Anstieg um 3,7%. Durch die schwache Verfassung des Einzelhandels in einigen Krisenstaaten wie etwa Griechenland mit -11,8%, Portugal mit -5,6%, Spanien mit -4,4%, Slowenien mit -2,4% und Italien mit -1,8% wurde die Dynamik insgesamt deutlich ausgebremst. Die europäischen Schwergewichte Frankreich und Deutschland konnten um 1,7% bzw. um 1% zulegen.

Für 2013 prognostiziert die GfK steigende Ladeneinzelhandelsumsätze in den Ländern der Studie um nominal rund 1,9%. Positive Umsatzentwicklungen in Nordeuropa stehen einer weiteren negativen Entwicklung in vielen südeuropäischen Ländern gegenüber. Der Anteil der Einzelhandelsausgaben an den privaten Konsumausgaben ist 2012 in den Ländern der EU leicht gesunken. Die Quote liegt bei 31,2% (Vorjahr: 31,3%). Die Gründe für den weiter sinkenden Anteil der Einzelhandelsausgaben im Ladeneinzelhandel sind nach wie vor die steigenden Kosten für Energie und Wohnen, aber auch wachsende Ausgaben für Freizeitaktivitäten, Mobilität und im Distanzhandel. Die Verkaufsfläche pro Kopf ist in den betrachteten 32 Ländern im vergangenen Jahr um insgesamt 2,8% gestiegen. Die Steigerungsrate der Verkaufsfläche lag damit unterhalb des Umsatzwachstums. In der Türkei und in Russland legten die Flächen um 7% bzw. 8% zu.

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