Umfrage

Sturm im Safe Haven Deutschland

_ PLATOW wies Sie aus Erfahrung regelmäßig darauf hin, dass die Zinswende, wenn sie denn käme, schneller kommen würde als erwartet. Jedoch hatte mit der Zinsexplosion sowie den dramatischen und schnellen Änderungen der Rahmenbedingungen für den Immobilienmarkt wohl kaum jemand gerechnet.

Die ungleich höhere Multiplikator-Wirkung von Zinserhöhungen bei extrem niedrigerer Ausgangsbasis als bei Schwankungen im gehobenen Zinsbereich hatte auch kaum ein zinserfahrener Beobachter auf dem Schirm. Es gab keine Erfahrungswerte, nur Finanzmathematik.

Für die aktuelle Trendbarometer-Umfrage der Berlin Hyp wurden rund 120 Immobilienexperten befragt. Erwartungsgemäß sehen 83% der Befragten die Zinsentwicklung als größte Herausforderung. Excel rächt sich, wenn in das Zinsfeld 4% statt 1% eingetragen werden. Je rund zwei Drittel sehen gleichberechtigt die Preisentwicklung der Immobilien und die Kostenerwartung bei nicht energetisch optimierten Immobilien als herausfordernde Aufgabe im Bestandsmanagement an. Finanzierungsauflagen und Covenants sehen 30%, Bürokratie bei Baugenehmigungen 25% und die Verfügbarkeit von Grundstücken 20% als weitere Lästigkeiten an.

Die geänderten Marktparameter drücken die Stimmung. Der Anteil derjenigen, die den deutschen Gewerbeimmobilienmarkt im europäischen Vergleich für attraktiver halten, hat sich von 64% im ersten Halbjahr auf 35% zum Jahresende fast halbiert. Fast jeder Fünfte schätzt Deutschland derzeit sogar als unattraktiv ein. Trotz des Attraktivitätsabsturzes behält Deutschland im europäischen Ranking mit einem „Befriedigend“ immer noch die Spitze vor Skandinavien, Österreich/ Schweiz, Benelux und Frankreich. Auf den unteren Rängen liegen Polen/Tschechien vor Italien/Spanien/Portugal. Das Schlusslicht ist Großbritannien.

Die Bereitschaft, in Immobilien zu investieren, hat deutlich abgenommen. Nur 8% sehen hohes Investitionsinteresse ihrer Unternehmen. Grund ist sicherlich die Zurückhaltung der Finanzierer, deren Finanzierungsbereitschaft über zwei Drittel eingeschränkt sehen. Es sei auch keine Lockerung in Sicht. Die Hälfte sieht weitere Verschlechterungen. Damit müsste wohl auch die Finanzierung der aktuellen „Megatrends“ Ökologie (86%), Digitalisierung (71%), Demografie (45%), Mobilität (37%) New Work (21%) und Urbanisierung (10%) neu durchdacht werden.

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