Tech-Aktien locken wieder – Digitalisierung kennt keine Krise
Aufgrund der geringeren wirtschaftlichen Verflechtung nach Osteuropa sowie der irreversiblen weltweiten Digitalisierungswelle sind US-Technologieunternehmen in vielerlei Hinsicht resilient und nach den Kursrücksetzern zu Jahresbeginn wieder attraktiv bewertet. Das schafft Chancen für langfristige Investoren. Steigende Zinsen sind allerdings Gift für den Sektor. Wie Sie Qualitätsaktien unter den US-Technologiewerten finden, lesen Sie in diesem Kapitel.
Bislang steht das Jahr 2022 nicht im Zeichen der Börse. Ein zunehmend inflationäres Umfeld, steigende Zinsen sowie anhaltend instabile Lieferketten belasten die Aktienmärkte weltweit. Erschwerend hinzu kommt der Ukraine-Krieg, der sich spürbar auf die globale Weltkonjunktur auswirken wird. Nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird das Weltwirtschaftswachstum aufgrund des Konfliktes in Osteuropa in diesem Jahr um mehr als einen Prozentpunkt niedriger ausfallen. Allerdings wird das Ausmaß der Folgen auf einzelne Staaten bzw. Staatengemeinschaften unterschiedlich groß ausfallen: Während die Wirtschaftsleistung der 19 Länder der Eurozone 1,4% niedriger ausfallen dürfte als im bisherigen Basis-Szenario angenommen, kommen die USA mit einer Beeinrächtigung um 0,88% vergleichsweise glimpflich davon. Die größere regionale Distanz und geringe Wirtschaftsverflechtung reduzieren das Abhängigkeitsverhältnis v. a. in Sachen Energieversorgung mit Russland deutlich. Diese Autarkie spiegelt der Aktienmarkt ein Stück weit wider: Der marktbreite S&P 500 in den USA verlor in den ersten Tagen nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine nur 4%, während der Euro Stoxx 50 mit rd. 14% viel sensibler reagierte.
Megatrend Digitalisierung bleibt intakt
Klar ist zudem: Bei allen negativen Auswirkungen, die für die Wirtschaft und die Börsen der Welt aus der gefährlichen geopolitischen Lage, den steigenden Rohstoffpreisen und möglichen Zinsanhebungen resultieren, wird die Digitalisierung weitergehen. Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing, Automatisierung von Produktionsabläufen oder die Auslagerung von Geschäftsteilen an spezialisierte Dienstleister haben in unserem privaten sowie beruflichen Alltag einen so hohen Stellenwert eingenommen, dass eine Abkehr undenkbar erscheint. Im Gegenteil: Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts IDC sollen die Investitionen in die digitale Transformation der Unternehmen bis 2023 um jährlich 15,5% auf rd. 6,8 Bio. US-Dollar steigen. Aus der Fülle an digital ausgerichteten Geschäftsmodellen ergeben sich auch für Investoren langfristig Renditechancen.
Was Unternehmen aus dem Technologiesektor dabei besonders auszeichnet, ist die Fähigkeit, wiederkehrende Einnahmen zu generieren. Sie erhöhen auf der einen Seite die Visibiliät und reduzieren gleichzeitig die Notwendigkeit, ständig neue Aufträge abschließen zu müssen. Die niedrigere Vertriebskostenstruktur führt zudem in der Regel zu besseren und skalierbareren Margenprofilen der Unternehmen. Dafür sind Anleger traditionell bereit, höhere Bewertungsmultiples zu bezahlen.
Allerdings treffen die steigenden Zinsen genau die Achillesferse des Technologiesektors. Da viele Geschäftsmodelle zunächst auf Umsatzwachstum und Marktdurchdringung ausgelegt sind, liegen die profitablen Cashflows in der Zukunft. Bei steigenden Zinsen sind diese heute weniger wert, was dazu führt, dass sich die hohen Bewertungen nicht mehr rechtfertigen lassen.
Filetstücke zu attraktiven Bewertungen einsammeln – so lautete unser Credo, von dem wir uns bei der Auswahl der hier vorgestellen vier US-Technologieaktien inspirieren ließen. Hohe Schulden, die oftmals auf jungen Technologiefirmen lasten, erhöhen die Zinsaufwendungen und damit auch den Druck auf die Marge. Daher lag unser Augenmerk neben der relativ günstigen Bewertung auf einer geringen Verschuldungsquote (Nettoschulden/EBITDA), welche wir bis Faktor 3 noch für tragbar halten. Darüber hinaus sind hohe frei verfügbare Barmittelreserven im aktuellen Umfeld von Vorteil, weshalb alle hier vorgestellten Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr zweistellige Free Cashflow-Renditen ausweisen konnten. Eine Kapitalrendite (ROIC) deutlich über den Kapitalkosten war für uns darüber hinaus ebenso selbstverständlich wie ein angemessenes erwartetes Gewinnwachstum in den kommenden drei Jahren. Nur wer alle Qualitätskriterien erfüllte, hatte die Chance und kam in die engere Auswahl. Unsere Favoriten stellen wir Ihnen in diesem Kapitel vor.
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