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Südafrika – Kein Aufschwung in Sicht

_ Die Erosion der Wirtschaft Südafrikas geht weiter. Die gerade publizierte Schätzung des IWF für 2023 wurde nach den zur Jahreswende prognostizierten mageren 1,2% auf eine schwarze Null – genauer auf 0,1% – zurückgenommen. Als Ursachen werden eine erhebliche Zunahme der Stromausfälle, schwächere Rohstoffpreise und das externe Umfeld genannt. Mittelfristig ist nicht mehr als 1% Wachstum zu erwarten, was ein schrumpfendes Pro-Kopf-Einkommen und damit wachsende soziale Spannungen ergeben wird.

Aufgrund niedriger Rohstoffpreise, der schwächeren Auslandsnachfrage und zusätzlicher Belastungen durch die höheren energiebezogenen Kapitalimporte läuft die Leistungsbilanz auf ein Defizit von geschätzt 2,3% vom BIP zu. Bei abschwächenden Belastungen könnte sich das Defizit in Richtung 2% vom BIP verbessern. Das würde allerdings eine konstruktive nationale Politik voraussetzen, die wir für eher unwahrscheinlich halten. Sogar die „linke“ Opposition der „Economic Freedom Fighters“ (EFF) des ehemaligen ANC-Jugendfunktionärs Julius Malema hat ihre beste Zeit hinter sich: Die EFF waren am letzten Wochenende trotz großer Propagandaanstrengungen nicht mehr in der Lage, eine nennenswerte Gefolgschaft zu Demonstrationen auf die Straße zu bringen. Der Reformbedarf bei den strukturellen Hemmnissen und Verkrustungen auf den Produktions- und Arbeitsmärkten und dem desolaten und dysfunktionalen Bildungssystem ließe sich nur dann mit Aussicht auf Erfolg angehen, wenn ein gesellschaftlicher Konsens bestünde und die einst von Nelson Mandela beschworene „Regenbogen-Nation“ wenigstens in Ansätzen existieren würde. Mittlerweile hat die Misere aber zu einer Verhärtung der Fronten geführt, in der die ethnischen Gruppen nur noch um Besitzstandswahrung kämpfen. Das aber führt zu einem kaum überwindbaren Stillstand: Insbesondere die eigentlich dringend nötige Reform der Landbesitzordnung, die immer noch unverändert aus Kolonial- und Apartheidzeiten weiter besteht, dürfte am Widerstand der weißen Minderheit scheitern. Ohne materielle Fortschritte wird die schwarze Mehrheit aber kaum Verständnis aufbringen für den staatlichen Schutz einer zutiefst ungerechten Vermögensverteilung durch Polizei und Gerichte.

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