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Japan – Devisenmarkt erzwingt Korrekturen

_ Japan ist derzeit stark in Mode bei den Anlegern. Allein von Januar bis August kauften Ausländer japanische Aktien im Wert von 6,1 Billionen Yen (40 Milliarden Dollar), was den größten nominalen Zufluss im gleichen Zeitraum seit 2013 darstellt. Die Neigung der Fondsmanager zur Übergewichtung Japans ist so groß wie seit fünf Jahren nicht mehr.

Der Appetit wird auch durch eine Rendite von 13% (in Dollar) angeregt. Ein wesentlicher Faktor hinter dieser Entwicklung ist der billige Yen, der zu Dollar und Euro seit Jahresanfang kräftig abgewertet hat und derzeit um 150 Yen je Dollar oder Euro gehandelt wird. Das ist der schwächste Stand seit drei Jahrzehnten und entspricht einem Rückgang um 23% seit Ende 2021. Japanische Exporteure, die zwar mit Kosten im Inland konfrontiert sind, aber einen Großteil ihrer Einnahmen im Ausland erzielen, haben von dieser Situation enorm profitiert.

Die Schwäche des Yen wurde durch enorme Zinsunterschiede verursacht, die aus der extrem lockeren Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ) entstehen. Japans Währungshüter halten an Fixierung der Zinsstruktur fest mit einem negativen Leitzins bei -0,1%, der für entsprechend niedrige Geldmarktsätze sorgt. Das „lange Ende“ wird durch die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen bestimmt. Dies hält die BoJ weiter rechnerisch bei Null, lässt aber seit dem Sommer etwas mehr Spielraum mit -0,5% bis +0,5%.

Das wird zum Problem, weil das Inflationsziel (2%) mittlerweile bei weitem überschritten ist mit zuletzt 3,2% Teuerung und einer Kernrate von sogar 4,3% (beide per August). Die Ursache für diese bemerkenswerte Duldsamkeit der Währungshüter dürfte in den Staatsfinanzen liegen: Selbst eine geringfügige Zinserhöhung würde die Regierung unter Druck setzen, deren Nettoverschuldung für 2022 mit 163% des BIP angegeben wurde, brutto über 250% vom BIP, so dass jeder Basispunkt Zinserhöhung tiefe Spuren im Budget hinterlässt.

Diese Konstellation dürfte allerdings kaum lange Bestand haben, die Einkaufsmanager-Indizes sind bereits auf dem Rückzug. Die steigenden Input-Preise bringen die Unternehmen in die Klemme, der expansive Effekt des schwachen Yen im Exportgeschäft wird durch die Inflation aufgezehrt. Gleichzeitig schwächelt wieder die Konsumnachfrage, weil die Löhne nicht mit der Inflation Schritt gehalten haben. Zudem dürfte die günstige Zinskonstellation kaum mehr andauern, denn zumindest die Fed legt derzeit eine Pause bei ihren Zinsanhebungen ein. Gleichzeitig steigt der Druck auf die Währungshüter, sich der anziehenden Inflation entgegenzustellen, um keinen Konjunktur-Einbruch zu risikieren.

Sollte der Tankan wachsende Besorgnisse der Unternehmen in dieser Richtung bestätigen, dürfte sich die BoJ zum Handeln gezwungen sehen, nicht zuletzt weil die Yen-Schwäche selbst zusätzliche Probleme schafft angesichts der hohen Abhängigkeit von Energieimporten, die in aller Regel in Dollar bezahlt werden müssen. Die Rücksichtnahme auf die prekären Staatsfinanzen wird also bald zurückgehen müssen wie die Übergewichtung der japanischen Aktien in den Depots. mk

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