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Argentinien – Von der Währungskrise …

Macris wirtschaftspolitischen Experimente zünden  nicht. Neue Gelder vom IWF gibt es trotzdem.
Macris wirtschaftspolitischen Experimente zünden nicht. Neue Gelder vom IWF gibt es trotzdem. © CC0

_ Die letzten Stellungnahmen des IWF zur Lage Argentiniens klangen durchaus positiv. Argentinien habe natürlich ganz besondere Umstände, aber „nicht das dramatische Risiko“, welches von einer „nicht nachhaltigen Verschuldung“ ausgehe, betonte IWF-Chefin Kristalina Georgieva Mitte Januar. Und Chef-Volkswirt Pierre-Olivier Gourinchas gab sich optimistisch, dass die Inflation als Kernproblem in den Griff zu bekommen sei.

Das erweist sich wohl als Wunschdenken. Die Inflation steht bei 98,8% (Januar) und tendiert weiter nach oben, wenn die Monatsrate von 6% auf ein Jahr hochgerechnet wird. Die schwindende Kaufkraft korrespondiert mit heftigen Problemen beim
Außenwert: Dort ist der offizielle Peso-Kurs zum US-Dollar bis knapp 200 gelaufen (Anfang 2022 waren es erst 102 Peso/Dollar), während am Schwarzmarkt den lokalen Berichten zufolge sogar 370-380 Peso je Dollar bezahlt werden.

Die Diskrepanz hat Konsequenzen: Sie befeuert die (vor allem inländische) Nachfrage nach Dollar gegen Peso zum offiziellen Kurs, was die Reserven der argentinischen Zentralbank BCRA abschmelzen lässt – weit ab von dem, was mit dem IWF im Hilfsprogramm vereinbart ist. Seit Mitte Januar sind die Reserven um 1,4 Mrd. Dollar zurückgegangen, statt planmäßig zuzulegen. Die Regierung in Buenos Aires hat schon lange mit Beschränkungen auf den Devisenabfluss reagiert, was der Wirtschaft aber kaum hilft: Der britische Autozulieferer TI Fluid Systems schließt sein Werk in Victoria bei Buenos Aires aufgrund der „ernsten wirtschaftlichen Lage“. Der Sektor ist besonders von den Devisenbeschränkungen betroffen, welche die Beschaffung von Betriebsmitteln unmöglich machen. Bisher wurden die argentinischen Standorte von Volkswagen, Renault, Chevrolet, Ford, Peugeot und Citroën noch beliefert. Aber das kann sich schnell ändern.

Hilfsgelder verpuffen auf Schuldenstein

Darauf hat der IWF mittlerweile reagiert. Georgieva traf den argentinischen Wirtschafts- und Finanzminister Sergio Massa am Rande der G20 in der indischen Stadt Bangalore. Sie vereinbarten argentinischen Berichten zufolge, dass der IWF die argentinischen Reserven nicht mehr vierteljährlich überprüfen wird, „um sich an die Realität anzupassen“. Georgieva akzeptierte damit die Bitte Massas und der BCRA, dem Land aufgrund von Dürre, welche die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigt und der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, eine Pause zu gewähren. Die Anpassung lässt die anderen Zielgrößen für das Defizit und die Geldschöpfung unangetastet.

Die IWF-Chefin bestätigte zudem, dass Argentinien in drei von vier Quartalen die Vorgaben in Bezug auf die Reserven, die fiskalischen Ziele und die Geldpolitik übererfüllt habe. Argentinien erhält daher eine weitere Tranche von 5,4 Mrd. Dollar. Damit allein wird sich das Land aber kaum stabilisieren lassen, zumal ein Großteil zur Tilgung sofort zum IWF zurückgebucht wird. Diese Schwierigkeiten dürften auf den ohnehin angespannten Markt für Anleihen der EM ausstrahlen. mk

Hier ist also Vorsicht geboten.

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