Rundblick

Chipindustrie – Zwischen Hoffen und Bangen

Chip ist nicht gleich Chip, es kommt auf die Branche an.
Chip ist nicht gleich Chip, es kommt auf die Branche an. © CC0

Die Halbleiterindustrie durchläuft ein Wechselbad der Gefühle. Der Investitionsausblick von Taiwan Semiconductor Manufacturing Company lässt ebenso wie die Intel-Quartalsergebnisse vom 24.10. auf eine Trendwende am Halbleitermarkt schließen. Für einen Dämpfer sorgten dagegen die schwachen Zahlen von Texas Instruments (TI).

Es zeichnet sich ein diffuses Bild ab: Wer für die Cloud und die Telekommunikation (Stichwort: 5G-Ausbau) produziert, bei dem läuft‘s. Wer am Tropf der Industrie hängt, muss noch bangen. Wir schauen zunächst auf die wichtigsten deutschen und danach auf die entscheidenden europäischen Player.

Infineon produziert ebenso wie TI v. a. Chips für die Autoindustrie. Weil dort die Nachfrage noch unklar ist, fiel das DAX-Papier (17,41 Euro; DE0006231004) zuletzt wieder etwas zurück. Positiv ist die jetzt von der EU genehmigte Übernahme von Cypress (vgl. PB v. 13.9.); nun müssen noch die USA grünes Licht geben. Charttechnisch hat die 38-Tage-Linie gehalten, und auch die Fundamentaldaten sind mit einem 2018/19er-KGV von 20 und einer Dividendenrendite von 1,6% durchaus attraktiv.

Risikobewusste Investoren steigen bei Infineon weiter ein. Stopp bei 13,40 Euro setzen!

Bei Dialog Semiconductor hat sich das Bild aus unserer Sicht zuletzt aufgehellt. Positiv bewerten wir die Akquisition von Creative Chips für 80 Mio. US-Dollar. Die Bingener entwickeln kundenspezifische Halbleiter, die bei der Vernetzung von Maschinen eine große Rolle spielen. Dialog reduziert damit die Abhängigkeit von Apple und stärkt sich in einem wachstumsstarken Bereich. Die Aktie (41,25 Euro; GB0059822006) des deutsch-britischen Unternehmens profitierte zudem von guten Q3-Zahlen, die v. a. ergebnisseitig positiv überraschten. Mit den verbesserten Aussichten lässt das 2020er-KGV von 17 dem MDAX-Papier noch viel Luft.

Wir raten bei Dialog Semiconductor zum Einstieg. Stopp: 33,00 Euro.

 

Europas Giganten werden optimistischer

Nach zwei enttäuschenden Quartalen überraschte der niederländische Chipindustrie-Ausrüster ASML jüngst mit seinen Q3-Zahlen endlich einmal positiv. Für das Q4 geht der weltgrößte Hersteller von Maschinen zur Produktion von Halbleitern von einem Umsatzanstieg auf 3,9 Mrd. Euro (Q3: rd. 3 Mrd. Euro) und einer Bruttomarge von 48 bis 49% (Q3: 43,7%) aus. Bei der an der Euronext Amsterdam notierten Aktie (236,15 Euro; NL0010273215) wurden wir im vergangenen Dezember bei 136,00 Euro ausgestoppt, seither geht es wieder stetig bergauf. Zu steil, wie wir finden: Das 2020er-KGV von 23 ist im Branchenvergleich hoch, die Dividendenrendite von 1,0% nicht besonders attraktiv.

Bei ASML warten wir ab.

Der in Genf beheimatete Chiphersteller STMicroelectronics blickt ebenfalls auf ein gutes Q3 zurück. Der Umsatz kletterte auf 2,55 Mrd. US-Dollar, die Bruttomarge ist mit 37,9% weiter hoch. Für 2019 rechnet CEO Jean-Marc Chery mit einem Umsatz von 9,48 Mrd. Dollar, die Marge dürfte sich auf etwa 38,3% einpendeln. Unser Einstieg bei der Aktie (20,21 Euro; NL0000226223) hat uns bislang einen Gewinn von 45% eingebracht; das 2020er-KGV von 17 zeigt, dass die Reise noch nicht zu Ende sein muss.

STMicroelectronics bleibt ein Kauf mit neuem Stopp bei 15,60 Euro!

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