Compugroup vor starken Q2-Zahlen
Gleich zwei eher verhaltene Analystenstudien gab es jüngst zu Compugroup. Dabei wurde jeweils Skepsis bezüglich des mittelfristigen Margenanstiegs geäußert.
Der E-Health-Anbieter will seine EBITDA-Marge von zuletzt 20,2% (2022) bis 2025 auf ca. 27% steigern, der Konsens rechnet aber nur mit 25%. Im Gespräch mit PLATOW untermauert Michael Rauch (seit Mai nicht nur CFO, sondern auch CEO) jedoch die Zielsetzung.
Ein Grund dafür sei die bereits 2021 gestartete Innovationsoffensive, bei der auch frühzeitig neues Fachpersonal eingestellt wurde. Der bei vielen Unternehmen aktuell die Margen belastende organische Anstieg der Personalkosten soll bei Compugroup 2023 mit ca. 3 bis 5% überschaubar ausfallen.
Für die sich bietenden Chancen am Markt sieht sich der in vielen Bereichen und Regionen marktführende Konzern bestens positioniert. Unterstützung erhält die Branche von Seiten der Politik. „Wir nehmen den Rückenwind gerne mit“, erklärt Rauch mit Blick auf die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Frühjahr vorgestellte Digitalisierungsstrategie für Gesundheit und Pflege. So soll etwa bis Ende 2024 die elektronische Patientenakte für alle gesetzlich Versicherten eingerichtet werden. Compugroup sorgt mit seinen Wettbewerbern dafür, dass alle beteiligten Institutionen mit der nötigen Infrastruktur ausgestattet werden.
Mit Blick auf das Krankenhauszukunftsgesetz selektiert Rauch genau, an welchen Ausschreibungen sich Compugroup beteiligt. Wichtig ist dabei auch die personelle Situation (u. a. im IT-Bereich) der Kunden, um die Software sinnvoll nutzen zu können. Trotzdem dürfte es im HIS-Segment (Hospital Information Systems – 25% Umsatzanteil) 2023 das größte Wachstum („hoch einstellig“) geben. „300 Mio. Euro Umsatz sollten wir mindestens schaffen“, prognostiziert der Vorstandschef. Das wäre ein Anstieg von über 8%. Für das mit 45% Anteil größte Segment Arztinformationssysteme (AIS) sieht Rauch v. a. durch den Einsatz von KI-gestützten Lösungen bei den Praxen „große Chancen im Bereich der Effizienzgewinnung“.
Mit dem bisherigen Verlauf des Q2 ist er „sehr zufrieden“. Die positiven Effekte des Konnektor-Software-Upgrades bei der Telematik-Infrastruktur werden sich voll in den Zahlen widerspiegeln. Bei Vorlage der Bilanz (10.8.) wird Rauch beim Free Cashflow ein positives Ergebnis berichten und die Jahresziele bestätigen. Weitere Übernahmen (z. B. zur Erweiterung der technologischen Kompetenz im Bereich KI) sind geplant, wobei der Fokus zunächst auf einem Abbau der Verbindlichkeiten (Verschuldungsgrad per Ende März: 2,8) liegt.
Das gefällt uns ebenso wie die zweistelligen Kapitalrenditen (ROE: 15 bis 16%) und die bei ca. 10% liegende FCF-Marge. Selbst auf Basis der bei der Gewinnmarge noch etwas vorsichtigen Konsensschätzungen wird für die kommenden drei Jahre bei einem organischen Umsatzwachstum von gut 5% eine EPS-Steigerung von über 13% angenommen. Die Bewertung der Aktie (45,10 Euro; DE000A288904) ist sowohl im historischen Vergleich (2023er-KGV: 19; 10J: 25) als auch gegenüber dem Wettbewerber (im Bereich der Kliniken) Nexus (2023er-KGV: 38 bei ähnlichen Margen, aber leicht höher erwarteten Gewinnsteigerungen) attraktiv. tk
Die SDAX-Aktie (46,60 Euro; DE000A288904) von Compugroup bleibt daher für uns ein Kauf. Der Stopp liegt weiterhin bei 29,00 Euro.
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