Zentralbanken

Wie gut versteht der Markt die Fed?

Fed in Washington, D.C.
Fed in Washington, D.C. © PLATOW

„Ich weiß, dass Sie denken, Sie verstehen, was Sie glauben, dass ich gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte.“ Mit diesem bekannten Bonmot soll der frühere Fed-Gouverneur Alan Greenspan einem US-Senator bei einer Anhörung verdeutlicht haben, dass er sich gerne komplex und mehrdeutig ausdrückt, um sich einen Ermessensspielraum für die Zinsentscheidungen der von ihm von 1987 bis 2006 geführten US-Notenbank zu bewahren.

Sein Nachfolger Ben Bernanke (2006 bis 2014) setzte sich bewusst von Greenspan ab und etablierte die heute von den Märkten so geschätzte klare und transparente Kommunikationsweise. Er führte regelmäßige Pressekonferenzen ein und setzte verstärkt auf eine „Forward Guidance“, um den Märkten Hinweise auf die zukünftige geldpolitische Ausrichtung zu geben. Janet Yellens Amtszeit (2014 bis 2018) war geprägt von einer einfachen, aber präzisen Sprache, bei der jede kleine Veränderung des Satzbaus oder die Verwendung eines neuen Begriffs Signalwirkung erhielt. Jerome Powell (seit 2018) wiederum hat Yellens Ansatz weiterentwickelt, Zinsentscheidungen von der Entwicklung bestimmter fundamentaler Daten (derzeit der Anstieg der persönlichen Konsumausgaben, kurz PCE) abhängig zu machen.

Die Fed hat sich in den vergangenen 20 Jahren also alle Mühe gegeben, „besser“ von den Märkten verstanden zu werden. So ganz geglückt ist das noch nicht. Wie eine Studie von HQ Trust zum Zeitraum ab 2005 (also ab Bernanke) zeigt, gelang es den Marktteilnehmern, im Schnitt etwa 14 Wochen vor der nächsten FOMC-Sitzung die kommende Entscheidung korrekt zu prognostizieren. Am besten lagen sie dabei bei unveränderten Leitzinsen (24 Wochen). Bei sinkenden Notenbankzinsen, wie sie aktuell erwartet werden, war dagegen erst etwa vier Wochen vor der Sitzung klar, dass ein Lockerungsschritt ansteht.

Die Würfel für die Fed-Sitzung in vier Wochen (12.6.) sind daher gefallen. Laut CME FedWatch Tool wird mit einer extrem hohen Wahrscheinlichkeit (91,27%) mit unveränderten Leitzinsen gerechnet. Nicht so klar ist, wie es weitergeht. Mittlerweile sind nur noch zwei Zinsschritte bis Jahresende eingepreist. Zu Jahresbeginn waren es sechs. Dieser Spannungsbogen wird bleiben: Kein Notenbanker dieser Welt kann eine Forward Guidance mit einer Haltbarkeitszeit von sechs Monaten liefern. kdb

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