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HSBC gibt Gas beim Umbau

Europa-Hauptsitz der HSBC in London
Europa-Hauptsitz der HSBC in London © hsbc.com

Wer wie die Hongkong & Shanghai Banking Corp., kurz HSBC, auf eine über 150-jährige Tradition zurückblicken kann, der legt eigentlich Wert auf Kontinuität. Bei Europas größter Bank mit Sitz in London ging es diese Woche jedoch blitzschnell.

Mit der Bekanntgabe der Q2-Zahlen wurde der gerade einmal 18 Monate amtierende CEO John Flint von Aufsichtsratschef Mark Tucker, der ihn im Februar 2018 in einer seiner ersten Amtshandlungen zum Nachfolger des langjährigen Konzernlenkers Stuart Gulliver gemacht hatte, wieder vor die Tür gesetzt. Für Tucker, der schon bei seinem früheren Posten als Verwaltungsratschef des asiatischen Lebensversicherers AIA gerne den Fuß auf dem Gaspedal hielt, war der eher zurückhaltend agierende Flint offenbar nicht schnell genug beim Umbau des ehrwürdigen Geldhauses vorgegangen.

Denn HSBC soll die Jahre mit unzähligen Skandalen, darunter Geldwäsche, Zinsmanipulationen und Steuerhinterziehung, jetzt rasch hinter sich lassen. Entsprechend drücken Tucker und Interimschef Noel Quinn, der im Asset Management künftig auch auf die Dienste des früheren DWS-Chefs Nicolas Moreau zählen kann, aufs Tempo. Bis zu 4 000 Mitarbeiter (rd. 2% der Belegschaft) könnten ihren Arbeitsplatz verlieren, um die Kosten zu drücken und damit jene 15 bis 17 Mrd. US-Dollar locker zu machen, die HSBC bis 2020 in den Ausbau des Asiengeschäfts und in neue Technologien stecken will.

Denn bislang ist die Aufwands-/Ertragsquote mit aktuell knapp 60% zwar deutlich niedriger als etwa noch 2016 (83%), Spielraum für profitableres Wirtschaften besteht aber weiter. Ansonsten steht die Bank eigentlich gut da: Im Q2 stiegen die Erlöse um 10% auf 14,9 Mrd. Dollar, das Vorsteuerergebnis immerhin auch um 4% auf 6,2 Mrd. Dollar. Die Eigenkapitalrendite (Q2: 11,7%) und die harte Kernkapitalquote (Q2: 14,3%) sind als solide zu bezeichnen. Interims-CEO Quinn wird sich aber v. a. um die Problemregionen kümmern müssen: Denn während das Geschäft in Asien brummt, schwächelt Europa und HSBC kommt in den USA nicht schnell genug voran. Erfolge im Reich der Fed sind aber dringend notwendig, um der auf Xetra handelbaren Aktie (6,81 Euro; GB0005405286) den Schub zu verleihen, den sie angesichts eines KGVs von 11 und einer Dividendenrendite von 6,7% verdient hätte.

Warten Sie bei HSBC die CEO-Neubesetzung ab.

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