Röchling – Jetzt schlägt Stunde der Medizintechnik
Bosch, Conti und ZF haben auf die Coronakrise bereits mit Produktionsstopps reagiert. Auch Schaeffler zieht mit umfangreichen Maßnahmen (Kurzarbeit, Schließtage, Betriebsferien) nach.
Beim Mannheimer Familienunternehmen Röchling ticken zurzeit noch die letzten „normalen“ Stunden. Die Kurzarbeit für alle deutschen Werke ist, wie wir aus der Zentrale hören, aber schon angemeldet und wird in den kommenden Wochen voraussichtlich erfolgen. Dass Röchling unter Hanns-Peter Knaebel, einem ausgebildeten Chirurgen, die Medizintechnik-Sparte des Unternehmens kräftig ausbaut, konnte das nicht verhindern. Dennoch kann sich Röchling in dieser schweren Stunde profilieren.
Die Politik ist dazu übergegangen, Autozulieferer um die Herstellung von Medizintechnik zu bitten. In der Praxis stößt das allerdings an Grenzen. „Auf Grund regulatorischer Vorgaben ist es ohne Weiteres gar nicht möglich, ein Automotive-Werk so einfach umzufunktionieren, da der Maschinenpark sehr unterschiedlich sein kann“, erklärt uns eine Konzernsprecherin. Röchling bemühe sich dennoch, jede Anfrage zu bedienen. „Es ist nie schlecht, einen Arzt an Bord zu haben“, hatte Knaebel 2018 auf seiner ersten Bilanz-PK gescherzt. Jetzt muss der CEO beweisen, dass das auch im Ernstfall stimmt.
Mehrere kurzfristige Produktionsaufträge von bestehenden und neuen Kunden seien inzwischen eingegangen und teils schon in der Fertigung, heißt es in Mannheim. Dabei handele es sich etwa um Behältnisse für Desinfektionslösungen, Produkte für die Diagnostik, die für Virus-Schnelltests benötigt werden, sowie Komponenten von Beatmungsgeräten. Zudem biete Röchling in allen Bereichen der Kunststoffverarbeitung an, die Fertigungskapazitäten auszuweiten, um dem erhöhten Bedarf gerecht zu werden, heißt es weiter.
Die Medizin als drittes Standbein zahlt sich in der Pandemie also aus. Spurlos wird das Virus aber auch an Röchling nicht vorbeiziehen. Mit 122,2 Mio. Euro steuerte der Bereich Medical im Gj. 2018 nur einen Bruchteil zum Gruppenumsatz von 2,14 Mrd. Euro bei. 58% hingen am Auto. Aktuell durchgeführte Stresstests bestätigen aber die Solidität und Krisensicherheit des Konzerns. Staatshilfen seien daher nicht absehbar. Konkrete Angaben zur Geschäftsentwicklung und der Corona-Lage macht Röchling am 19.5. auf der Bilanz-PK.
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