Atomstrom – Putin ist schlimmer
Das konsequente „Aushungern“ eines brutalen Kriegstreibers wie Wladimir Putin durch wirtschaftliche Sanktionen des Westens weist noch zu viele Lücken auf.
In Deutschland wird das an zwei Stellen für die Ukraine und andere von Russland bedrohte östliche Gebiete Europas besonders schmerzlich sichtbar: 1. Die Wirtschaft übt aus Angst vor weniger Umsatz und Gewinn permanenten Druck auf die Ampel aus, es mit den Sanktionen gegenüber Russland nicht zu übertreiben. Einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer, Klaus-Michael Kühne (Hapag-Lloyd, Kühne + Nagel), sagte der FAZ, dass es ihn fassungslos macht, „wie stark die Wirtschaft immer wieder Einfluss auf die Politik nimmt und die Politik vor unpopulären Maßnahmen zurückschreckt, etwa das russische Gas komplett zu boykottieren.
2. Die Berliner Ampel hat sich über die Kernkraft und deren Weiternutzung, um Putin besser Paroli bieten zu können, tief zerstritten. Die friedliche Nutzung der Kernkraft voranzutreiben, wäre ein Gebot der Stunde. Von Putin mit seinem alles in den Schatten stellenden verbrecherischen Gebaren geht eine größere Gefahr für unser Leben in Freiheit aus als von einem vorübergehenden Aussetzen des Stopps bei der Gewinnung von Atomstrom. Dass durch Kernkraft nur ein ganz geringer Teil unserer Energie erzeugt werden kann, wie es Robert Habeck immer wieder behauptet, stimmt nicht. So ist es noch gar nicht so lange her, da haben 19 kommerziell genutzte KKWs Strom erzeugt. 2004, auf dem Höhepunkt, erreichte deren Anteil 32,1%. 2020/21 waren es noch gut 11%. Angesichts des russischen Großmachtstrebens unter Putin, einer Saat, die in weiten Teilen der Bevölkerung trotz schmerzlicher Verluste an der Front immer noch aufgeht, muss der Westen alles dem Ziel, Putin ein für allemal zu stoppen, unterordnen.
Die Ampel sollte alle Register ziehen, auch die Laufzeitverlängerung von KKWs und die Inbetriebnahme erst kürzlich runtergefahrener Anlagen. Zugleich sollte sie auch vor einem kompletten Verzicht auf russisches Gas nicht länger zurückschrecken, anstatt Putin Tag für Tag einen hohen dreistelligen Mio.-Betrag über den Tresen zu schieben. In Euro gerechnet, hat sich der Gaspreis seit März nahezu verdreifacht. Das bedeutet, dass Putin trotz eklatanter Reduzierung der gelieferten Mengen finanziell kaum schlechter steht.
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