Messen – Das alte Geschäftsmodell stirbt aus
Corona prägt Nachhaltig _ 2020 war für Messeveranstalter katastrophal. Nun rüstet sich die Branche für ein Comeback. Die Erfahrungen aus der Corona-Krise dürfen dabei nicht vergessen werden, erklärt Wolfgang Marzin, GF der Messe Frankfurt, ggü. PLATOW.
Denn die Messewirtschaft wurde 2020 so massiv ausgebremst, dass Jahre bis zur Rückkehr zum Vorkrisenniveau vergehen werden. Jörg Holtmeier, GF des Branchenverbands AUMA, prognostiziert, dass von den 28 Mrd. Euro, die die Branche zur Wirtschaftsleistung beiträgt, 2020 nur 6 Mrd. Euro übrig bleiben. Die Messe Frankfurt etwa werde einen dreistelligen Millionenverlust einfahren und kalkuliert, erst 2024 zu alter Wirtschaftskraft zurückzufinden.
Dennoch bleibt Optimismus: Die Branche hat eine schnelle Anpassungsfähigkeit an widrige Umstände bewiesen und sieht sich gerüstet für die Transformation. Ein „zurück zu vorher“ gäbe es nicht, Corona habe das Messekonzept nachhaltig geprägt, so Marzin. Alles, was 2020 angestoßen wurde – Prozesse optimieren, Kosten senken, investieren in neue Formate – wird Bestand haben. Ähnlich sieht das die Deutsche Messe. Das Zukunftskonzept der Hannoveraner richtet den Fokus auf Vertrieb, Hybrid-Events und Kostensenkung.
Vor allem digitale Zusatzangebote treffen den Nerv der Zeit. Vernetzte Plattformen, individuelle, ganzjährig zur Verfügung stehende Formate erhöhen die Reichweite einer Veranstaltung, erklärt Marzin die Idee hinter der neuen Frankfurter Messe. Digitalisierung kann aber nur eine Ergänzung sein. Das Herz des Messegeschehens schlägt auf dem Gelände, wo man sich zum Austausch begegnet. Rein digitale Modelle hält auch Holtmeier für nicht zukunftsfähig. Vielmehr beginne die Ära der Hybrid-Events.
Wie schnell Aussteller und Besucher zurückkehren, hängt stark vom Messetyp ab. Events mit regionalem/nationalem Zuschnitt werden eher die früheren Größen erreichen. Bei internationalen Leitschaus hänge es stark von den Großkonzernen ab, wann und in welchem Umfang diese wieder an Messen teilnehmen, so Holtmeier. Die ersten „Gehversuche“ 2021 werden nicht leicht, weiß der Verbandschef. Das Gewohnte werde nicht so schnell zurückkehren. Veranstalter müssten viel mehr als früher den geschäftlichen Nutzen von Messebeteiligungen herausstellen, rät Holtmeier. Bereits 40% der Ausstellerbetriebe aus den großen Investitionsgüterbranchen beklagten bereits Einbußen durch fehlende Messen. In Frankfurt stimmt hoffnungsfroh, dass das Interesse an Messen größer ist als vor Corona. Für Marzin ist das eine positive Folge der Krise.
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Corona-Mutation und Brexit – Schöne Bescherung
Auffallend besonnen hat Boris Johnson auf die von Frankreich und Deutschland sowie anderen EU-Staaten verhängte Abriegelung Großbritanniens vom Festland reagiert. Er habe ein gutes Gespräch... mehr
Metro – Der Ball liegt jetzt bei Kretinsky
Metro-Großaktionär Daniel Kretinsky meldet Vollzug. Sämtliche an das freiwillige Übernahmeangebot geknüpfte Bedingungen seien erfüllt, der Angebotspreis für die angedienten Metro-Aktien... mehr
Clark setzt im Coronajahr wichtigen Meilenstein
Das Jahr 2020 wird in der Unternehmensgeschichte des noch jungen Insurtechs Clark einen ersten wichtigen Meilenstein markieren. Wer im Coronajahr sein Personal auf einen Schlag um über... mehr
Kaufland und Globus können Real-Filialen integrieren
Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel wird auch im nächsten Jahr unter dem Einfluss der Corona-Pandemie bleiben und einige zusätzliche Hausaufgaben erledigen müssen. Neben der Auseinandersetzung... mehr
Windkraft – Neuer Player an Land
Mit dem Ausstieg aus Kernkraft und Kohle richtet sich der Fokus auf die Erneuerbaren Energien. Und hier tut sich nicht nur bei den Branchenriesen RWE und EnBW viel. Es lohnt, auch hinter... mehr
Vodafone gelingt Durchbruch bei Kabel Deutschland-Übernahme
Ganze sieben Jahre ist es her, dass Mobilfunkriese Vodafone mit der Übernahme von Kabel Deutschland seine Expansion vorantreiben wollte. Bei 77% Beteiligung an Deutschlands größtem... mehr
Handel – GfK ohne Geschenke
Der Blick der GfK auf den Konsum fällt zu den Feiertagen trüb aus. Mit -7,3 Punkten weisen die Marktforscher für Januar ein um 0,5 Zähler geringeres Verbraucherklima aus und damit... mehr
Verkehrswende – Stromer kommen in Fahrt
Das Auto ist den Deutschen heilig. Sie haben es erfunden (Carl Benz 1886), nutzen es am intensivsten und nehmen für sich in Anspruch, die sichersten, komfortabelsten, technologisch besten... mehr
Frohe Weihnachten für Sie!
Das PLATOW-Team wünscht allen Leserinnen und Lesern ein frohes, friedvolles Weihnachtsfest. Möge 2021 uns allen das Ende der Pandemie bringen und Ihnen darüber hinaus viel Glück und... mehr
Prämiertes Private Banking
Es ist kein Zufall, dass sich ausgerechnet in der rheinischen Provinz einer der besten Vermögensverwalter Deutschlands etabliert hat. mehr