Sport

FIFA und IOC – Mühsamer Lernprozess

Seit Jahren spielen ESG-Standards und deren korrekte Einhaltung eine immer stärkere Rolle: in Wirtschaft und Politik, an den Kapitalmärkten, nur nicht im Sport und seinen mächtigen Dachorganisationen.

Für den Fußball trägt dafür die Verantwortung die FIFA mit dem Italoschweizer Guinea Infantino (seit 2016) und für Olympia das IOC mit dem Deutschen Thomas Bach (seit 2013). Die Winter-olympiade findet in zwei Wochen (4.-20.2.) in Peking statt, wo es um diese Zeit nur kalt ist, aber keinerlei Schnee fällt, sodass sämtliche Wettbewerbe auf Kunstschnee absolviert werden müssen. Die Fußball-WM folgt Ende des Jahres (21.11.-18.12.) in der Wüstendiktatur Katar. Beide Orte erfüllen so gut wie keines der in einer ESG-Welt essenziellen Qualitätsmerkmale. Weder kann von Nachhaltigkeit beim Umgang mit der Umwelt und dem Einsatz von Ressourcen die Rede sein, noch von hohen Sozialstandards und guter, auch die Menschenrechte berücksichtigender Governance. Fairerweise ist beiden Sport-Organisationen zugute zu halten, dass über die Vergabe an beide Orte bereits 2010 (Katar) und 2015 (Peking) entschieden wurde. Zudem war Infantino, als die Würfel für Katar fielen, noch gar nicht im Amt, sondern noch Sepp Blatter. Für Bach fällt die Bilanz weniger schmeichelhaft aus. Er trägt Verantwortung für Peking. Allerdings stand, als die Entscheidung fiel, ESG noch nicht so im Vordergrund. Mit der inzwischen stärkeren Betonung von Nachhaltigkeit erscheint die Wahl beider Orte wie ein Anachronismus. Das Delikate an der Vergabe der Winterspiele ist, dass Peking in der Endrunde eine fast noch schlimmere Diktatur ausstach, nämlich Kasachstan mit Almaty, wo heute ein Bürgerkrieg mit vielen Toten tobt. Zwei autoritäre Regime in der Endrunde hatte auch damit zu tun, dass damals in der Schweiz mit St. Moritz, Deutschland mit München oder Schweden mit Stockholm Bürger die Bewerbungen ihrer Städte wegen der damit verbundenen schweren Eingriffe in Landschaft und Natur zu verhindern wussten. Der weitere Ausblick auf WM und Olympia lässt Ansätze eines Lernprozesses bei FIFA und IOC erkennen. So fiel für die WM 2026 die Wahl auf das vereinte Nordamerika mit USA, Kanada und Mexiko. Die Winterolympiade 2026 wurde nach Mailand mit Cortina d’Ampezzo vergeben. Die Sommerspiele finden in Paris (2024) und in Los Angeles (2028) statt.

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