Wirtschaftskrisen – China wird zur Gefahr
Chinas Immobiliengigant Evergrande (s. PLATOW v. 17.9.) steht am Abgrund . Aufgrund der Dimensionen des mit 300 Mrd. Dollar überschuldeten Unternehmens sind Regierung und Notenbank gleichermaßen alarmiert, geben aber nicht klar zu erkennen, ob sie das Unternehmen auffangen oder fallen lassen.
Neben der weltweit nur mühsam in den Griff zu kriegenden Pandemie entwickelt sich mit Evergrande eine zweite nur schwer zu kalkulierende Unsicherheit für die Kapitalmärkte, die weit über die Grenzen der Volksrepublik ausstrahlt. Die Sorgen sind berechtigt, seit die Volksrepublik kein abgeschlossenes System mehr ist und sich nahezu auf Augenhöhe mit den USA bewegt. Die wirklich relevanten Wirtschaftskrisen der letzten 100 Jahre gingen nämlich stets von Amerika, der seit dem 1. Weltkrieg führenden Wirtschafts- und Finanzmacht aus. Als die US-Industrie, allen voran der Stahl, 1929 in eine tiefe Depression verfiel, wurde wenig später auch die Wall Street und danach die ganze Welt von dem Strudel erfasst. Der Dow Jones erlebte im schwarzen Oktober über mehrere Tage den bis heute tiefsten Absturz seiner Geschichte.
Auch die Ölkrise von 1973 wurde zumindest indirekt von den USA mit der größten Nachfrage ausgelöst, als die arabischen Förderstaaten mit einem totalen Öl-Embargo gegen Washington Druck auf Israel ausübten. Auch die Dotcom-Blase platzte im Jahr 2000, nachdem zuvor die Kurse an der US-Technologiebörse Nasdaq steil angestiegen waren auf ein atemberaubendes Kurs-Gewinn-Verhältnis von in der Spitze 200. Die Finanzkrise von 2008 mit dem Crash der Investmentbank Lehman war die Folge eines spekulativ aufgeblähten Häusermarktes in den USA. Mit seiner Öffnung und dem Kopf-an-Kopf-Rennen mit den USA wird die Volksrepublik nicht nur zum Heilsbringer und Wachstumstreiber. Es verlagert sich auch der Ausgangspunkt möglicher weltweiter Finanz- und Wirtschaftkrisen nach China.
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