Zahlungsmittel

Bezahlkarte – Warum Fintechs die Nase vorn haben

Givve-Geschäftsführer Patrick Löffler
Givve-Geschäftsführer Patrick Löffler © Givve

_ Im Rennen um die Bezahlkarte für Geflüchtete hat sich Kurioses ereignet.

Anders als allgemein erwartet, haben es die Sparkassen mit ihrer Payment-Tochter S-Payment nicht in die zweite Runde für die Herausgabe der bundesweiten Bezahlkarte für Geflüchtete geschafft. Zwei relativ unbekannte Fintechs hingegen teilen sich den ersten Platz und haben nun gute Chancen, die Bezahlkarte in 14 von 16 Bundesländern herauszugeben. Bayern und Mecklenburg-Vorpommern gehen jeweils einen Sonderweg und haben sich nicht an der bundesweiten Ausschreibung beteiligt.

Bei den Fintechs handelt es sich um Givve und Paycenter, die ihren Sitz beide in Bayern haben. Selbst bei Branchenkennern sind die Finanz-Startups bis vor Kurzem unter dem Radar geflogen. Dass sie sich nun den Spitzenplatz in der ersten Vergaberunde um die Bezahlkarte für Geflüchtete sichern und die Sparkassen hinter sich lassen konnten, verwundert aber weniger, wenn man sich anschaut, was die Fintechs tagtäglich machen: Sachbezugskarten.

Darunter fallen beispielsweise Tankkarten für Mitarbeiter, die damit wie mit einer normalen Debitkarte zahlen können. Allerdings können die Karten nicht überzogen werden, funktionieren als Prepaid und können beispielsweise auch regional oder für bestimmte Branchen begrenzt werden. All das sind Anforderungen, die für die Bezahlkarte für Geflüchtete interessant sind.

Givve wurde 2010 gegründet und gehört seit 2018 zur französischen Groupe Up, die in Frankreich ebenfalls Bezahlkarten ausgibt. Das Unternehmen ist unter den Sachbezugskarten in Deutschland eine Hausnummer, hat zurzeit 550.000 aktive Karten auf dem Markt und zählt eigenen Angaben zufolge mehr als 23.000 Kunden, darunter Hornbach, Toyota oder den Matratzenhersteller Emma. Bereits seit Dezember 2023 nutzt der ostthüringische Landkreis Greiz eine Bezahlkarte, die Givve herausgegeben hat.

Etwas kleiner, aber ebenfalls spezialisiert, ist die Firma Paycenter mit Sitz in Freising. Auch dieses E-Geld-Institut gibt es bereits seit 2012. Laut eigenen Angaben hat sich das Startup zunächst auf Prepaid-Karten konzentriert, bietet heute aber auch Schufa-freie Konten und sogenannte Pfändungsschutzkonten an. Die Firma konnte sich bereits im bayerischen Sonderverfahren um die Bezahlkarte durchsetzen. Das Bundesland testete die Lösung zunächst mit vier Kommunen, jetzt sollen 15 weitere hinzukommen, verkündete Bayern am Mittwoch.

Die Erfahrung der beiden Anbieter dürfte bei der Bewerbung geholfen haben, bei der unter anderem abgefragt wurde, ob bereits ein Bezahlsystem aufgesetzt und betreut wurde. Auch bei der Frage danach, wie viele Karten bei einem Referenzprojekt ausgegeben wurden, konnten beide Startups gut punkten und sich so an die Spitze setzen. Allein sind sie im weiteren Vergabeprozess derweil nicht. Vier andere Unternehmen schafften ebenfalls den Sprung in die zweite Runde.

Sie alle dürfen nun ein Angebot abgeben, das sie zu späterer Zeit dann gegebenenfalls noch einmal konkretisieren müssen. Nachdem es im ersten Schritt eher um Machbarkeit und Erfahrung ging, wird es im zweiten Schritt auch um den Preis und weitere Modalitäten gehen. Eine Entscheidung soll im Sommer erfolgen. nw

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