Die ungenutzten Chancen des Robo Recruiting
Die Digitalisierung von Wertschöpfungsketten und Produktionsphasen zählt zu den Herkulesaufgaben der deutschen Wirtschaft. Potenzial bietet die digitale Transformation jedoch nicht nur für komplexe Industrieprozesse. Auch bei der Personalsuche können digitale Werkzeuge zum Einsatz kommen.
Eine große Chance, die hierzulande weitestgehend ungenutzt bleibt, so die Erkenntnis des ifo-Instituts. Robo-Rekrutierungsmethode heißt das Zauberwort, das viele Personaler nicht aussprechen wollen. So sind es kaum 4% der deutschen Unternehmen, die die Chancen digitaler Werkzeuge bei der Personalsuche nutzen, obwohl fast die Hälfte diese als sinnvoll erachtet. Für jene Unternehmen stellen oft mangelndes Know-how (21%) oder die Scheu vor hohen Kosten (14%) eine Hürde für den Einsatz solcher datengestützter Helferlein dar. Mit 35% glaubt allerdings auch ein großer Teil nicht an einen Mehrwert. Dabei könnten, zumindest technisch betrachtet, 50% der Personaler-Tätigkeiten von Maschinen oder Computern übernommen werden, errechnen das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und die Bundesanstalt für Arbeit.
Dass digitale Rekrutierungsmethoden eine Lösung für das von der Industrie viel beklagte Problem des Fachkräftemangels sein könnte, ist zu einfach gedacht. Robo Recruiting, darunter sind etwa automatische Filter der Bewerbungsunterlagen, Chatbots, Matching-Algorithmen, Online-Spiele, die Fähigkeiten der Bewerber testen bis hin zu Sprachanalysetools für Telefoninterviews zu verstehen, machen in erster Linie das Leben der Personaler leichter, so eine ifo-Sprecherin im PLATOW-Gespräch. So versprechen sich Unternehmen, die zu digitalen Hilfsmitteln greifen, dadurch hauptsächlich ein moderneres Image (27%), Kosteneinsparungen (24%) und eine höhere Objektivität im Auswahlverfahren (15%). Nur 13% erhoffen sich, durch Robo Recruiting besser geeignete Kandidaten zu finden. Doch wo keine Nachwuchsfachkräfte sind, können auch Algorithmen keine finden.
ARTIKEL DIESER AUSGABE
US-Zinsen – Fed bereitet Rolle rückwärts vor
Seit Jahresanfang predigt der amerikanische Notenbank-Chef Jerome Powell „Geduld“ und meint damit eine längere Zinspause. Doch spätestens seit Powell Anfang Juni die Gefahren der... mehr
Flughafen München – Neuer Chef und alte Probleme
Nach 17 Jahren verabschiedet sich Michael Kerkloh als Chef des Flughafens München (FMG) Ende 2019 in den Ruhestand. Mit der Suche nach einem Nachfolger ist nach unseren Informationen... mehr
Bayer – Baumanns kluger PR-Coup
„Wir haben zugehört. Und verstanden.“ Mit dieser Botschaft tritt der öffentlich im Kreuzfeuer stehende Bayer-Konzern derzeit in einer groß angelegten Werbekampagne die Flucht aus... mehr
Abgas-Selbstanzeigen bergen hohes Risiko für Daimler und VW
Daimler und Volkswagen hatten schon frohlockt, sich mit ihren Selbstanzeigen zu Branchenabsprachen über unzulässige Techniken zur Emissionsreduzierung bei der EU als Kronzeugen billig... mehr
Huawei – Renaissance auf dem deutschen Markt
Kaum ist die 52-tägige Bieterschlacht um die Frequenzversteigerung für das schnelle 5G-Internet in Deutschland beendet (s. PLATOW v. 14.6.), hat die Detailplanung bei den beteiligten... mehr
Autobauer – Kollateralopfer des Handelskriegs
Die harte Hand, mit der US-Präsident Donald Trump China gepackt hat, hinterlässt nicht nur in Fernost blaue Flecken. Für Daimler, VW und BMW ist China der wichtigste Absatzmarkt. Dementsprechend... mehr
Bauernlob für Olaf Scholz
Aktuell zeichnet sich in der Landwirtschaft endlich wieder Entspannung ab. Der Deutsche Bauernverband rechnet 2019 mit einer durchschnittlichen Ernte, während die Getreideprognosen des... mehr
GroKo – Angst vor Neuwahlen schweisst zusammen
Nahezu geräuschlos haben Union und SPD mehrere Dauer-Zankäpfel aus dem Schaufenster geräumt. Finanzminister Olaf Scholz will seine Grundsteuer-Reform für Sonderwege der Länder öffnen... mehr
Krisenherde – Anleger suchen sicheren Hafen
Nicht nur der Ölpreis ist zuletzt wieder gestiegen. Am Rohstoffmarkt haben die brennenden Tanker im Golf von Oman auch den Goldpreis auf Jahreshoch steigen lassen. Zeitweise wurden für... mehr