Politik

Demokratie . . .lebt vom Wechsel

Diese Worte klingen wie eine Binsenweisheit, sind es aber nicht. Man muss nicht auf Diktaturen wie in Russland oder China schauen, um zu erkennen, wo die Unterschiede liegen. Es reicht der Blick auf die größte Demokratie der Welt. In den USA hätte Donald Trump diese Formel von der Heilsamkeit eines Wechsels nicht unterschrieben.

Jeder erinnert sich an die Ausschreitungen in Washington, die Trump mit seiner langen Weigerung, das Wahlergebnis, das knapp zu Gunsten seines demokratischen Herausforderers Joe Biden ausgegangen war, anzuerkennen, nur noch geschürt hatte. Ganz anders Angela Merkel. In ihrer traditionellen Neujahrsansprache von 2019 zeigte sie sich ihrem Volk gegenüber so offensiv als Demokratin wie nur wenige vor ihr. Man baue auf dem auf, „was unsere Vorgänger uns überlassen haben“, sagte sie damals dem TV-Publikum und gestalte in der Gegenwart für die, die danach kämen. „Die Demokratie lebt vom Wechsel.“ Kurz vorher, Anfang Dezember auf dem Hamburger Parteitag der CDU, hatte sie in einem ersten Schritt bereits nicht mehr für den Vorsitz kandidiert. Und es war von ihr bereits 2018 klargestellt worden, dass sie sich nach Ablauf ihrer vierten Legislaturperiode ganz aus der Politik zurückziehen werde. Diesen Stil hat Merkel bis zur Stabübergabe an Olaf Scholz beibehalten. Etwas anderes würde auch zur deutschen Nachkriegspolitik nicht passen. Der reibungslose Übergang nach 16 Jahren auf den Kanzler einer anderen Partei zeigt die demokratische Reife der vergleichsweise noch jungen Bundesrepublik. Um diese Stabilität beneiden uns viele unserer Nachbarn. In Frankreich, wo sich für 2022 eine Neuauflage des Duells zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen abzeichnet und sicher auch in Italien, wo es trotz Mario Draghi unter der Oberfläche brodelt, ist beim Machtwechsel mit sehr viel mehr Turbulenzen zu rechnen. In Österreich wiederum, wo zeitweise der Eindruck einer „Bananenrepublik“ entstanden war, liegen die Dinge noch ganz anders, aber nicht unbedingt besser. Den einzigen Wermutstropfen beim Machtwechsel gab es im Bendlerblock, wo Annegret Kramp-Karrenbauer der Begrüßung der neuen Ministerin Christine Lambrecht ferngeblieben war.

overlay

Kennenlern-Angebot für PLATOW Brief
1 Monat unverbindlich für 7,99 EUR testen

  • DAS Briefing für den Finanzplatz Deutschland
  • Wissen was die Banken, Vermögens-verwalter und Versicherungen bewegt
  • 3x wöchentlich exklusive Nachrichten und Analysen
  • inkl. Immobilien Report mit fundierten News & Analysen zu Aktien und Fonds
  • monatlich kündbar

ARTIKEL DIESER AUSGABE

Bankenwesen | 10. Dezember 2021

Aareal Bank – Petrus‘ letzte Rache

Seit der Einigung mit den Finanzinvestoren Advent und Centerbridge auf ein Investment Agreement gilt die Attacke des aktivistischen Hedgefonds Petrus Advisers auf die Aareal Bank als gescheitert.... mehr

Maschinenbau | 10. Dezember 2021

Voith sieht seine Zeit gekommen

Mit Dekarbonisierung und Digitalisierung setzt das Familienunternehmen Voith offenbar auf die richtigen Zukunftstrends. Im Gj. 2020/21 (per 30.9.) verzeichnete CEO Toralf Haag mit über... mehr

Bankenwesen | 10. Dezember 2021

Deutsche Bank versucht Comeback

Das Investmentbanking bei der Deutschen Bank ist zurück. Nachdem es in den vergangenen Jahren der Verlustbringer war und sich Christian Sewing für eine Verkleinerung der Sparte stark... mehr

Logistik | 10. Dezember 2021

Post – Bleibt Kreis an Bord?

Schon mit der Nennung Frank Appels als möglichem Nachfolger von Ulrich Lehner auf dem Oberaufseher-Posten der Deutschen Telekom waren die Spekulationen über Appels Zukunft bei der Deutschen... mehr