Deutschland/USA – Werte teilen, Interessen wahren
Für Aufsehen sorgte am Freitag die „Financial Times“, als sie auf der Titelseite sehr pointiert mit der Headline „Angela Merkel rejects . . .“ die unterschiedliche Sichtweise der deutschen Kanzlerin zum Vorschlag von US-Präsident Joe Biden, den Patentschutz für Covid-19-Impfstoffe zeitweise aufzuheben, dokumentierte. Zuvor hatte die Kanzlerin auf einem Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Stand und den Perspektiven der „Transatlantischen Partnerschaft“ den neuen Schulterschluss mit den USA beschworen. Man teile gemeinsame Werte.
Merkel räumte ein, dass sie zuletzt nicht ganz so „vital“ gewesen sei wie sie hätte sein können. Ein geeintes Europa könne nur an der Seite der USA viel bewegen, auch mit Blick auf die veränderte Kräftekonstellation durch China und den „aggressiven“ Auftritt Russlands. Die jüngste Kontroverse zwischen den USA und Deutschland über die Vorgehensweise der von beiden Seiten gewollten Versorgung der Welt mit Covid-19-Impfstoffen zeigt, dass gemeinsame Vorstellungen von Demokratie und Freiheit nicht automatisch dazu führen, keine eigenen strategischen und vor allem wirtschaftlichen Interessen zu artikulieren. Der vorschnell und unüberlegt erscheinende Vorstoß beim Impfen könnte ein Zugeständnis Bidens an den starken linken Flügel der Demokraten gewesen sein. Die Vernunft spricht für Merkels Sichtweise, die von den USA bisher auch immer geteilt wurde.
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